Vor der Rundhofhalle auf dem Messeplatz werden seit einigen Tagen primitive Holzhütten gezimmert. Enstehen soll das «Favela Café» des bekannten japanischen Installationskünstlers Tadashi Kawamata, das zuerst als Aussenprojekt für die bevorstende Kunstmesse Art Basel dienen und danach in einem Zwischennutzungsprojekt am Klybeckquai eine neue Bleibe finden wird.
Wetterfest müssen sie schon sein, die Männer, die gegenwärtig auf dem Messeplatz rund um den Brunnen vor der Rundhofhalle mit Hammer, Nägeln, Sägen und sonstigem Werkzeug eine kleine Holzhüttensiedlung erstellen. Die Häuschenbauer wurden von den Verantwortlichen des Zwischennutzungsprojekts «Landestelle» auf dem Klybeckquai aufgeboten, welche die Hütten dereinst übernehmen werden.
Doch ihren Ersteinsatz hat die Siedlung, die in der Hochglanzumgebung des Messegeländes einen starken ästhetischen Kontrapunkt bietet, als Kunstinstallation mit dem Titel «Favela Café». Urheber des Propjekts ist der japanische Installationskünstler Tadashi Kawamata, der mit seinen zum Teil spektakuläten Holzkonstruktionen an praktisch allen grossen Kunstevents der westlichen Welt Dauergast ist. Als Partner ist der Basler Architekt Christoph Scheidegger mit von der Partie, der zusammen mit Kawamata in Basel bereits mehrere Projekte realisiert hat.
Armensiedlung als schickes Kunstcafé
Vorbild für die Installation sind die brasilianischen Favelas, also die Elendsviertel am Rande der dortigen Grossstädte. Die Gruppe von 18 Hütten, die stilgerecht aus Abfallholz, ausrangierten Türen und Fensten sowie Wellblech-Schrott zusammengezimmert werden, soll aber nicht nur als künstlerische Kulisse dienen. Wie der Titel «Favela Café» besagt, soll sich die internationale Kunstwelt während der Art Basel (für Normalbesucher vom 13. bis 16. Juni) darin auch verköstigen lassen können.
Auch die Häuserbauer werden wohl im «Favela Café» einkehren, denn als Lohn für die harte Arbeit im Dauerregen gibt es neben einer «kleinen Geldpauschale» und Tickets für die Art «Gutscheine für Getränke im Favela Café», wie es in der Ausschreibung des Projekts Landestelle heisst. «Dazu natürlich Ruhm und Ehre, viele gute Kontakte und vor allem die einmalige Erfahrung mit einem bekannten Künstler gemeinsam ein Werk zu bauen, das schmückt auch vorteilhaft jeden CV!»
Nach der Art zum Klybeckhafen
Die grösste Entschädigung ist aber, dass die Landestelle das «Favela Café» nach der Art auf ihr Gelände am Klybeckquai zügeln kann, wo es dann für voraussichtlich fünf Jahre ebenfalls als Café dienen wird. Dort wird man es allerdings, wie in einem Artikel in der «Schweiz am Sonntag» zu lesen ist, nicht mehr als Kunstwerk von Tadashi Kawamata bezeichnen dürfen. Zumindest nicht offiziell.