In Chur trägt ein neuer Erweiterungsbau zum Bündner Kunstmuseum die bildende Kunst in höhere Sphären: Der städtebaulich markante Kubus wurde am Mittwoch eröffnet, am Wochenende steht er allen Kunstinteressierten offen.
«Kunst der Fuge» nennt sich der in zweijähriger Bauzeit erstellte Erweiterungsbau zum Bündner Kunstmuseum in der Churer City. Entworfen wurde die markante siebengeschossige Baute von den Architekten Alberto Veiga und Fabrizio Barozzi aus Barcelona, die auch das Musée des Beaux Arts in Lausanne gestalteten und an der Eröffnung am Mittwoch in Chur zugegen waren.
Einem Eisberg gleich, ist vom neuen Museum in Chur nur ein Viertel sichtbar, drei Viertel des Baus befinden sich unter der Erdoberfläche. Der Bündner Baudirektor Mario Cavigelli sprach bei der Eröffnung am Mittwoch vor Gästen von einem «gelungenen Ensemble».
Cavigelli meinte damit das bisherige Kunstmuseum, die Villa Planta, die für 5,3 Millionen Franken renoviert wurde, sowie den 28,5 Millionen Franken teuren Neubau nebenan. Verbunden sind die beiden Häuser der Kunst über einen unterirdischen Durchgang.
Die geplante Eröffnung des Erweiterungsbaus hatte nicht einmal ein Fassadenbrand im letzten März beeinflussen können. Zügig wurde danach die Isolation auf der Frontseite ausgewechselt. Das Feuer zeigte zugleich die bauliche Qualität des Hauses, das im Innern keinerlei Schäden abbekam.
«Kompetenzzentrum für Kunst»
Der für Kultur zuständige Regierungsrat Martin Jäger sagte am Eröffnungsanlass, mit dem Neubau könne sich die hauseigene Sammlung im Kontext der schweizerischen Museumslandschaft sehen lassen. Das Bündner Kunstmuseum werde zum «Magneten für das Kunstpublikum», der Neubau sei ein «Kompetenzzentrum für Kunst in Graubünden».
Die hauseigene Museumssammlung umfasst etwa 8000 Werke aus allen Bereichen der bildenden Kunst vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Der neue markante Betonbau mit den Kachelfassaden selbst bietet zu den 700 Quadratmetern in der Villa Planta zusätzliche 1600 Quadratmeter Ausstellungsfläche.
«L’homme qui marche»
Selbstredend zeigt Museumsdirektor Stephan Kunz zur Einweihung des neuen Hauses Hochkarätiges. Die Eröffnungsausstellung steht unter dem Leitmotiv der Plastik von Alberto Giacometti «L’homme qui marche». Das Werk des bedeutenden, aus Graubünden stammenden Künstlers ist laut Museumsangaben Ausgangspunkt für eine besondere Beschäftigung mit dem Thema Gehen.
Gleichzeitig werden in der Ausstellung «Solo Walks» Werke von 40 weiteren Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Das Museum schreibt von einer «Galerie des Gehens», die auch für die Zukunft des Museums richtungsweisend sein soll: lokal verankert und international vernetzt, historisch begründet und doch in der Gegenwart situiert.
Ein grosszügiger Gönner
Gebaut werden konnte der Kubus nur dank einer Spende des Zürcher Industriellen und Bankers Henry Carl Martin Bodmer von 20 Millionen Franken. Den Restkredit von 8,5 Millionen Franken bewilligte das Kantonsparlament im Juni 2012.
Dem grosszügigen Gönner war es freilich nicht mehr vergönnt, der feierlichen Eröffnung des Hauses beizuwohnen. Der Zürcher Patrizier, der auch Bürger des Ferienortes Flims war, starb Anfang Juni letzten Jahres im Alter von 85 Jahren. Henry Carl Martin Bodmer war ein Mäzen alter Schule. Ihm und seiner Gattin ging es stets um die unterstützten Projekte. Nie stellten sie ihre Person in den Vordergrund.