Spaniens Innenminister Jorge Fernández Díaz hat die Festnahme von Gewerkschaftern und Demonstranten angeordnet, die bei einer Protestaktion zwei Supermärkte ausgeräumt hatten.
Die Gewerkschaft der andalusischen Arbeiter (SAT) wollte mit der Aktion auf die Notlage der Bevölkerung in der Wirtschaftskrise aufmerksam machen und die Nahrungsmittel an Bedürftige verteilen.
„Eine zivilisierte und demokratische Gesellschaft darf es nicht zulassen, dass die Leute das Recht in die eigene Hand nehmen“, sagte der Minister am Mittwoch der staatlichen Nachrichtenagentur Efe.
Die Teilnehmer der Protestaktion hatten am Vortag in Südspanien aus zwei Supermärkten Lebensmittel abtransportiert, ohne die Waren zu bezahlen. An der Aktion in einem der Supermärkte nahm auch der Dorfbürgermeister von Marinaleda und Politiker der Vereinten Linken (IU), Juan Manuel Sánchez Gordillo, teil.
Drastische Massnahmen
Unterdessen greift die nordostspanische Stadt Girona bei der Bekämpfung der Folgen der Wirtschaftskrise zu drastischen Mitteln: Weil immer mehr Menschen in Müllcontainern von Supermärkten nach Lebensmitteln suchten, sollten diese nun verschlossen werden, teilte die Stadtverwaltung am Dienstag mit.
Die Massnahme werde „wegen des Gesundheitsrisikos, das durch das Essen der entsorgten Lebensmittel entsteht, und wegen der sozialen Beunruhigung, die davon ausgeht“, ergriffen. Bedürftige sollten sich künftig bei sozialen Einrichtungen melden, in der sie mit dem Nötigsten versorgt würden.
„Derzeit gibt es nur vor einem Supermarkt einen verschliessbaren Container für Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist“, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung.
Mit drei grossen Supermarktketten sei nun vereinbart worden, alle Müllbehälter zu verschliessen. Ziel sei, dass sich alle Supermärkte dem Vorhaben anschlössen.
Spanien durchlebt derzeit die zweite Rezession innert vier Jahren. Nach dem Platzen einer Immobilienblase im Jahr 2008 steckt insbesondere der Bankensektor in Geldnöten und benötigt internationale Finanzhilfen. Die Arbeitslosenquote liegt bei rund 25 Prozent.