Heute beginnt in Helsinki und Stockholm die 76. Eishockey-WM, die zum ersten Mal seit 82 Jahren in zwei Ländern stattfindet. Die sportliche Ausgangslage präsentiert sich offen.
1930 fand die WM zum ersten und bisher einzigen Mal in mehreren Ländern statt. Chamonix, Wien und Berlin hiessen damals die Gastgeber-Städte in Frankreich, Österreich und Deutschland. Nun vergab der Internationale Eishockey-Verband (IIHF) die Titelkämpfe erstmals wieder in zwei Länder. Die Metropolen in Finnland und Schweden werden auch in einem Jahr wieder die Co-Gastgeber sein. Dieses Jahr ist Helsinki, 2013 Stockholm der Hauptaustragungsort, in dem die Finalspiele ausgetragen werden.
Im Kampf um die Goldmedaille dürften die beiden Gastgeber Finnland und Schweden erneut ein Wort mitreden. Die beiden Nationen standen sich schon vor einem Jahr in Bratislava (Slk) im Final gegenüber. Die Finnen setzten sich dabei überraschend deutlich mit 6:1 durch und sicherten sich zum zweiten Mal nach 1995 die goldene Auszeichnung. Die Eishockey-Grossmächte Russland und Kanada, das nach zwei Viertelfinal-Outs in Folge etwas gutzumachen hat, gehören ebenso zum Favoritenkreis wie Tschechien, der Weltmeister von 2010.
Sieben Spiele in elf Tagen
Neu an der diesjährigen WM ist der Modus. Nach zwölf Turnieren gehört die vor allem für die Zuschauer unattraktive Zwischenrunde der Vergangenheit an. Neu werden die Viertelfinalisten direkt in zwei Vorrundengruppen à acht Teams ermittelt. Der Spielplan ist deshalb für das ganze Turnier fix, was sich vor allem in Finnland positiv auf den Ticketverkauf ausgewirkt hat.
Die Modusänderung hat zur Folge, dass die Teilnehmer im Vergleich zu den letzten Weltmeisterschaften in der selben Zeitspanne eine zusätzliche Partie (neu 7 Spiele in 11 Tagen) zu absolvieren haben. Nicht neu, aber unüblich ist auch, dass die Viertelfinals innerhalb der Gruppe und nicht «übers Kreuz» ausgetragen werden. Das war letztmals an der WM 2009 in Kanada der Fall, als die Spielorte Québec und Halifax ähnlich weit entfernt auseinanderlagen.
Kampf um Olympia-Tickets
Nebst dem Titel geht es an dieser WM auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi. Die nach der WM in der Weltrangliste auf den Positionen 1 bis 9 klassierten Teams haben die Teilnahme auf sicher. Die restlichen Nationen müssen sich in Qualifikationsturnieren eines der drei verbleibenden Tickets ergattern.
Die Schweiz startet aus Position sieben. Die dahinter liegenden Deutschen, Norweger und Slowaken könnten die Schweizer aber überholen, wenn sie die WM mit einer besseren Klassierung abschliessen als das Team von Sean Simpson.
Die WM der Oldies
Das finnische Team wird wie 2011 von Mikko Koivu, Jarkko Immonen und Jungstar Mikael Granlund angeführt. Den letzten Cut nicht überstanden hat der 39-jährige ehemalige Luganesi Ville Peltonen.
Im Gegensatz zu Peltonen haben bei den anderen Mitfavoriten zahlreiche Oldies den Sprung an die WM geschafft. Besonders bemerkenswert ist die erstmalige Teilnahme des 40-jährigen Petr Nedved mit Tschechien.
Nedved setzte sich 1989 bei einem Juniorenturnier in Kanada als 17-Jähriger von seiner Mannschaft ab und lief aus dem damaligen Ostblock zu den Kanadiern über. Der Stürmer erhielt die kanadische Staatsbürgerschaft und gewann mit den Kanadiern 1994 an den Olympischen Spielen in Lillehammer die Silbermedaille. Nach der Rückkehr in seine Heimat erhielt er nun erstmals ein WM-Aufgebot.
Schweden tritt mit dem 39-jährigen vierfachen Olympia-Teilnehmer Daniel Alfredsson an. Der Stürmer der Ottawa Senators lässt die Hoffnungen des Co-Gastgebers aufleben. Denn die Schweden haben eine mehr als durchzogene Vorbereitung hinter sich. Die letzten sechs Testspiele vor der WM verloren sie allesamt. Unter anderen mussten sie sich den Schweizern zweimal geschlagen geben.
Mit den «Tre Kronor» ist aber allemal zu rechnen. Die Slowaken, vor einem Jahr an ihrer Heim-WM mit der alten Generation gescheitert, zählen auf Zdeno Chara. Der 35-jährige Verteidigerhüne (2,06 m gross) soll die Slowaken (derzeit nur Zehnte in der Weltrangliste) an die Olympischen Spiele führen.