Elefanten-Ballett hinter Panzerglas

Mehr Platz und mehr Abwechslung für die Elefanten bietet die neue Anlage, die der Zoo Zürich am Wochenende für das Publikum eröffnet. Am Mittwoch hatten die Medien Zugang. Die Anlage bietet einen spektakulären Ausschnitt aus dem Lebensraum der asiatischen Elefanten.

Kühles Bad eines Elefanten am Mittwoch im Zürcher Zoo (Bild: sda)

Mehr Platz und mehr Abwechslung für die Elefanten bietet die neue Anlage, die der Zoo Zürich am Wochenende für das Publikum eröffnet. Am Mittwoch hatten die Medien Zugang. Die Anlage bietet einen spektakulären Ausschnitt aus dem Lebensraum der asiatischen Elefanten.

Es platscht und strudelt – Farha stapft zügig ins Wasserbecken. Sie strebt ins Tiefe, wo sie nicht mehr stehen kann. Wie schwerelos schwebt die mächtige Elefantenkuh durchs Wasser, strampelt entspannt mit den Beinen, taucht unter, dreht sich – ein Elefanten-Ballett hinter der sieben Meter breiten und 18 Zentimeter dicken Scheibe aus Acrylglas, durch das die Zuschauer das Spektakel beobachten können.

Der Unterwasser-Einblick ist das Highlight der neuen Elefantenanlage Kaeng Krachan. Benannt ist sie nach dem gleichnamigen Nationalpark in Thailand, wo der Zoo Zürich ein Schutzprojekt für Asiatische Elefanten unterstützt.

Mehrere Installationen entlang den Besucherwegen thematisieren Konflikte zwischen wild lebenden Elefanten und der Bevölkerung in Thailand sowie konkrete Massnahmen für ein möglichst gutes Zusammenleben. Und auch die Bedeutung der Elefanten für Wirtschaft, Kultur und Tourismus ist Thema.

Tiere haben mehr zu tun

Die Anlage bietet den Elefanten ein Vielfaches des bisherigen Raums. Die Grösse allerdings sei nicht entscheidend, sagte Kurator Robert Zingg. Sie sei nur das Mittel zum Einrichten: Den Elefanten bietet sich viel mehr Gelegenheit zu verschiedenen Aktivitäten. Sie können auch nach Belieben zwischen Innen- und Aussenraum wechseln.

Es gibt aussen und innen mehrere Wasserbecken zum Baden, Totholzbäume, wo sich die Tiere scheuern und die Rinde abschälen können, Sand, den sie sich auf den Rücken stäuben und wo sie sich suhlen, und rund 40 Futterstationen am Boden, in der Höhe oder auch versteckt in kleinen Felshöhlen.

Gerade klaubt eine der Elefantenkühe etwas Futter vom Boden, sammelt es sorgfältig im Rüssel wie in einem Schälchen, bläst vorsichtig drauf, so dass der Sand weg fliegt, und schiebt dann das so gesäuberte Futter zufrieden ins Maul.

Schlanker – aber keine «Sprenzel»

Die Tiere frässen deutlich weniger, seit sie sich mehr dafür anstrengen müssten, sagte Zingg. Bulle Maxi habe bereits 200 Kilo abgenommen, seit dem Einzug in die neue Anlage, und auch die Kühe hätten Kilos verloren. Die Verantwortlichen begrüssen das. «Wir wollen keine ‚Sprenzel‘ aus ihnen machen», aber weniger Gewicht tue den Tieren gut, so Zingg.

Eine einschneidende Änderung ist der Systemwechsel bei der Pflege: Waren bisher die Pfleger Teil der Gruppe – und zwar der Teil, der befiehlt – so kommen sie heute nicht mehr in Körperkontakt mit den Elefanten. Die Pflegehandlungen erfolgen durch eine speziell konstruierte durchbrochene Wand und die Tiere wurden so trainiert, dass sie auf bestimmte Kommandos etwa einen Fuss durchreichen.

Das alles basiere aber auf Freiwilligkeit, so Zingg. Es seien also «gute Argumente» nötig, um eine Kooperation zu erreichen. Die Argumente bestehen hauptsächlich aus begehrten Leckerbissen.

«Elefantöser Meilenstein»

Zoo-Verwaltungsratspräsident Martin Naville bezeichnete die Eröffnung der neuen Anlage als «elefantösen Meilenstein». Zwar habe sie mit 57 Millionen Franken deutlich mehr gekostet, als die zu Beginn veranschlagten rund 40 Millionen. «Aber das war es wert». Die Geländeerschliessung wurde, wie üblich, von Kanton und Stadt Zürich finanziert, alles andere kam durch private Spenden zusammen.

Die neue Anlage entspricht den aktuellsten Erkenntnissen der Tierhaltung. Aber das tat auch die alte, als sie vor 43 Jahren eröffnet wurde, wie Naville sagte. Heute ist es eine «Elefantengarage mit Vorplatz».

Giraffen in Zürich

Dass die Kaech-Krachan-Anlage ein Meilenstein sei, bedeute, dass es weitergehe, sagte Zoodirektor Alex Rübel. Der Zoo habe mehrere Projekte für die nächsten Jahre: Entstehen soll eine mongolische Steppe für asiatische Haustiere wie Kamele und Yaks, das Aquarium wird renoviert und den heutigen Standards angepasst und es gibt eine Anlage für Koalas, Känguruhs und andere Tiere aus Ozeanien.

Und auch Giraffen sollen in ein paar Jahren im Zoo Zürich leben: Neben dem Kaeng Krachnan ist eine Afrikanische Steppe mit Nashörnern, Straussen und Giraffen geplant.

Nächster Artikel