Ein Alltagsgegenstand, ein paar Tuschestriche, und schon muss man lachen: Christoph Niemanns ironischer Blick und überschäumende Phantasie haben ihn zum gefragten Zeichner auch für Magazine wie den «New Yorker» gemacht. Nun stellt ihn das Cartoonmuseum Basel vor.
Niemann spielt mit Wahrnehmung und Zuordnung; lustvoll stellt er Dinge in überraschende und überraschend treffende andere Zusammenhänge. So macht er aus einem offenen Tintenglas mittels eines schemenhaft dazu gezeichneten Kopfes und zweier Hände von oben betrachtet eine Kameralinse – ein augenzwinkerndes Selbstportrait.
1970 in Waiblingen bei Stuttgart geboren, zog es Niemann nach einem Studium an der dortigen Akademie der Bildenden Künste 1997 nach New York. Als Illustrator, Designer und Autor arbeitet er für Zeitungen und Zeitschriften dies- und jenseits des Atlantiks, aber auch für Museen und Firmen sowie als Dozent. Heute lebt er in Berlin.
So minimalistisch seine Darstellungen teils sind, so präzise und klar bringt er komplizierte und vielschichtige Themen auf den Punkt. Er experimentiert virtuos mit Techniken und Stilen; dabei schreckt er auch nicht zurück vor Kartoffelstempel oder Computeranimationen. Und neulich hat er eine interaktive Bilder-Spiel-App kreiert.
In die dritte Dimension dringt Niemann übrigens nicht nur mit Tintengläsern vor, sondern auch gleich elektronisch: Für Virtual-Reality-Brillen hat er eine 360-Grad-Animation eines Tennismatches gezeichnet. Diese verblüffende Fülle und Vielfalt dokumentiert das Cartoonmuseum ab Samstag mit 120 Werken.
Der Künstler wird für die Ausstellung samt Begleitprogramm mehrmals nach Basel kommen. Wer von der Schau, die bis am 2. September offen ist, nicht genug hat, dem seien Bücher von Christoph Niemann empfohlen, etwa «Sunday Sketching» mit bezaubernden Objekt-Tusche-Kombinationen.