Wegen Beihilfe zum Mord an der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja ist einer der Hintermänner am Freitag zu elf Jahren Straflager verurteilt worden. Die regierungskritische Journalistin war 2006 im Treppenhaus ihres Wohnhauses erschossen worden.
Der Ex-Polizist muss nach dem Urteil zudem drei Millionen Rubel (rund 90’000 Franken) an die Familie Politkowskajas zahlen. Vor dem Urteil hatte der angeklagte ehemalige Offizier Dmitri Pawljutschenkow eingeräumt, Politkowskaja überwacht sowie die Mordwaffe gekauft und dem Mörder übergeben zu haben.
Zudem hatte der Ex-Polizist eine Vereinbarung mit der Justiz getroffen, wonach er im Gegenzug für eine Zusammenarbeit mit den Behörden nur für maximal 12 statt für 20 Jahre in Haft muss.
Der Sohn der ermordeten Journalistin, Ilja Politkowski, kritisierte dies als „abgekartetes Spiel“. Das verhindere, dass die wirklichen Hintergründe des Mordes ans Licht kämen. „Wir versuchen alles, den Deal mit der Staatsanwaltschaft rückgängig zu machen“, sagte er. Die Hinterbliebenen würden nur die Höchststrafe von 20 Jahren akzeptieren.
Motiv weiter im Dunkeln
Das Motiv für die Bluttat an der Reporterin der Zeitung „Nowaja Gaseta“ sowie die Identität des Auftraggebers sind weiter unklar. Politkowskaja hatte über schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit im früheren Kriegsgebiet Tschetschenien berichtet und sich damit viele Gegner gemacht.
Ein aus Tschetschenien stammender Hintermann soll Pawljutschenkow umgerechnet rund 140’000 Franken für den Mord gezahlt haben. Der Hintermann sitzt im Zusammenhang mit einem anderen Verbrechen derzeit eine zwölfjährige Gefängnisstrafe ab.
In wessen Interesse er den Mord an Politkowskaja in Auftrag gegeben hatte, ist bis heute unklar. Im Jahr 2009 wurde der Todesschütze Rustam Machmudow zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Zwei an der Tat beteiligte Brüder Machmudows wurden dagegen freigesprochen. Im Jahr 2010 entschied der oberste russische Gerichtshof, den Prozess gegen die drei Tschetschenen neu aufzurollen.
Der Fall Politkowskaja ist nicht der einzige ungeklärte Mord an einer russischen Journalistin. So gibt es etwa im Fall der 2009 ermordeten Reporterin Natalia Estemirowa trotz Versprechen des Kreml keine Festnahmen.