Endrunde im «Carlos»-Prozess

Mit den Plädoyers der Verteidigung ist der Prozess gegen den venezolanischen Terroristen «Carlos» am Donnerstag in die Endrunde gegangen. Die Anwältin des Angeklagten, Isabelle Coutant-Peyre, sprach von einem «politischen Prozess» gegen einen Mann, der in einem Teil der Welt immer noch «ein Symbol» sei.

Eine Skizze von Ilich Ramirez Carlos (Archiv) (Bild: sda)

Mit den Plädoyers der Verteidigung ist der Prozess gegen den venezolanischen Terroristen «Carlos» am Donnerstag in die Endrunde gegangen. Die Anwältin des Angeklagten, Isabelle Coutant-Peyre, sprach von einem «politischen Prozess» gegen einen Mann, der in einem Teil der Welt immer noch «ein Symbol» sei.

Die Anwältin ist auch die Ehefrau von «Carlos», der sie in einer nicht offiziell anerkannten Zeremonie im Gefängnis heiratete. Der zweite Anwalt des Angeklagten, Francis Vuillemin, forderte das Sondergericht auf: «Wagt es, ‚Carlos‘ freizusprechen!»

«Carlos» selbst begann seine Schlussbemerkungen in seiner verglasten Angeklagtenbox in einer freien Rede auf Französisch. Ein Heft in Händen haltend, betonte er, vom Kampf der Palästinenser überzeugt gewesen zu sein. Wild gestikulierend meinte er zum Auftakt seiner Rede, es gebe in der Klageschrift keine Details. Die aber seien wichtig.

Carlos Rede dauerte insgesamt fünf Stunden und endete mit den Worten «Viva la revolucion!» (Es lebe die Revolution). Die Richter hatten zuvor angekündigt, sie wollten sich danach zu einer Beratung zurückziehen, um danach dann das Urteil zu verkünden.

Da diese Beratungen nach Angaben aus Justizkreisen bis zu fünf Stunden dauern können, war ein Urteil kaum vor Mitternacht zu erwarten. Beim ersten Prozess gegen den Venezolaner 1997 in Paris hatte der Angeklagte zum Schluss vier Stunden lang gesprochen.

Staatsanwaltschaft fordert lebenslang

Die Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag lebenslang gefordert und die «äusserste Gefährlichkeit» des 62-Jährigen angeführt. Ihm und seinen drei Mitangeklagten werden vier Anschläge 1982 und 1983 in Frankreich zur Last gelegt, bei denen elf Menschen starben und fast 150 verletzt wurden.

Unter den Mitangeklagten ist auch der ehemalige Vize von «Carlos», der Deutsche Johannes Weinrich. Für Weinrich, der in Berlin wegen des Anschlags auf das französische Kulturinstitut Maison de France 1983 lebenslang in Haft ist, forderte die Staatsanwaltschaft ebenfalls eine lebenslange Haft.

Für die Deutsche Christa Fröhlich, die wie Weinrich nicht zu dem Prozess nach Paris kam, verlangte die Anklage 15 Jahre Gefängnis. Fröhlich lebt in Deutschland. Der vierte Angeklagte, der Palästinenser Ali Kamal al Issawi, ist auf der Flucht. Auch er soll eine lebenslange Haftstrafe erhalten.

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