Stürmerstar Wayne Rooney wird nach seiner Sperre heute Abend erstmals an der EM für England spielen. England braucht im letzten Gruppenspiel gegen die Ukraine ein Remis, um weiterzukommen.
Mit der Gruppe D werden heute ab 20.45 Uhr die Vorrundenspiele der Europameisterschaft abgeschlossen. England spielt gegen Gastgeber Ukraine, Frankreich spielt gegen das ambitionslose und noch sieglose Schweden. Wie den Engländern würde auch den Franzosen ein Unentschieden für den Vorstoss in die Viertelfinals ausreichen.
Die Franzosen haben zudem den Vorteil, dass sie sich selbst eine Niederlage mit einem Tor Differenz erlauben dürfen. Gegen Schweden, das schon nach dem zweiten Spieltag alle Chancen eingebüsst hat, sollte diese Vorgabe eigentlich reichen. Mehr Zündstoff liegt in der Partie zwischen der Ukraine und England. Gewinnen die Osteuropäer, stehen sie in der nächsten Runde.
England, das Mutterland des Fussballs, stand noch nie im Final einer Europameisterschaft und dennoch besitzt das Nationalteam eine besondere Ausstrahlung. Im Gegensatz zu früheren Jahren, als sie oft als Titelkandidat gehandelt wurden und ebenso regelmässig scheiterten, reisten die Engländer diesmal aber mit so wenig Kredit an wie wohl noch nie.
Die Engländer treffen eigentlich immer ins Tor
Aber in den letzten 15 Länderspielen haben Englands Stürmer ohne Ausnahme mindestens einmal getroffen, unter ihrem neuen Coach Roy Hodgson, erst seit Mai im Amt, überstanden sie alle vier Partien ungeschlagen.
Vor der entscheidenden Partie gegen die Ukraine in Donezk steht nun mit Wayne Rooney jener Mann wieder zur Verfügung, der als einziger seines Teams über globalen Star-Status verfügt. Nach der Roten Karte, die er sich im abschliessenden Qualifikationsspiel gegen Montenegro eingehandelt und mit der er sich eine Sperre für zwei Spiele eingebrockt hat, kann Rooney wieder einlaufen. Bei ihm stellt sich nicht die Frage, ob er spielen wird, sondern mit wem er dies tut.
Rooney gibt sich selbstkritisch
An grossen Titelkämpfen hat Wayne Rooney noch einiges gutzumachen, was er selbstkritisch bestätigt. Sein letztes Tor an einer EM- oder WM-Endrunde erzielte er 2004. «Ich war seither nie gut genug. Aber ich glaube, ich bin inzwischen ein besserer Spieler und zu mehr fähig.» Zu erwarten ist, dass Rooney zusammen mit Danny Welbeck, seinem Teamkollegen von Manchester United, die Offensive bildet.
Die Ukraine möchte zu gerne – und anders als Polen – nach der Vorrunde nicht ausschliesslich Gastgeber sein. «Wir stehen vor dem wichtigsten Match in unserer Fussball-Geschichte», sagt denn auch Stürmer Andrej Woronin.
Box-Weltmeister Witali Klitschko wird im Stadion die Daumen drücken, Nationaltrainer Oleg Blochin verspricht «einen leidenschaftlichen Kampf bis zuletzt». Wenn da nur nicht dieser Fluch wäre, der offensichtlich über der Spielstätte lastet. Noch keines von sechs Spielen konnte die Ukraine in der modernen Donbass Arena von Donezk gewinnen.
Laurent Blancs schlechte Erinnerungen
Frankreichs Trainer Laurent Blanc erlebte einst eine böse skandinavische Überraschung. An der EM von 1992 musste Frankreich, mit Blanc als Libero und dem heutigen Uefa-Präsidenten Michel Platini als Trainer, nach einem 1:1 gegen Schweden und einem 1:2 gegen Dänemark nach der Gruppenphase die Heimreise antreten.
Diesmal jedoch würden selbst solche Ergebnisse zum Weiterkommen reichen. Und schliesslich haben die Franzosen gegen den heutigen Gegner Schweden seit 43 Jahren kein Wettbewerbsspiel mehr verloren. In Frankreich ist man überzeugt, die mageren letzten Jahre hinter sich lassen zu können. Das Desaster von der WM 2010 in Südafrika ist schon fast vergessen.
Beim Sieg gegen die Ukraine standen acht Spieler mit Jahrgang 1985 oder jünger auf dem Rasen. Viele glauben schon an die Geburt einer neuen erfolgreichen Generation.