Die tunesische Ennahda-Partei hat noch vor der Bekanntgabe des Endergebnisses der Wahl zur verfassunggebenden Versammlung ihren Führungsanspruch unterstrichen.
Parteichef Rached Ghannouchi sagte dem Radiosender Express FM am Mittwoch, es sei „natürlich“, dass die Partei, die die Mehrheit erringe, die Regierung anführe. Demnach soll die Regierungsbildung spätestens in einem Monat abgeschlossen sein.
Ennahda schlug für den Posten des Ministerpräsidenten den Generalsekretär der Partei vor, den 62-jährigen Ingenieur und Ex-Journalisten Hamadi Jebali vor.
Ghannouchi sprach sich für eine „grosse nationale Allianz“ aus und sagte, er wünsche sich Gespräche mit allen, die sich gegen den ehemaligen Präsidenten Zine Al Abidine Ben Ali erhoben hätten. Erste Gespräche hätten bereits vor den Wahlen begonnen, sagte er, ohne nähere Angaben zu machen.
Drei Präsidentschaftsanwärter im Gespräch
Für das Amt des Präsidenten wünschte sich Ghannouchi „eine Persönlichkeit, die gegen die Diktatur gekämpft hat“. Es sei jedoch nichts entschieden.
Derzeit sind drei Namen öffentlich im Gespräch: Mustapha Ben Jaafar, Chef der sozialistischen Partei Ettakatol, Moncef Marzouki, Chef des linksnationalistischen Kongresses für die Republik sowie Ahmed Mestiri, Gegenspieler des verstorbenen Staatsgründers und langjährigen Präsidenten Habib Bourguiba.
Die 217 Abgeordneten der verfassunggebenden Versammlung sollen eine neue Verfassung ausarbeiten und einen Präsidenten bestimmen, der dann den Chef einer Übergangsregierung ernennen soll. Laut vorläufigen Ergebnissen liegen die gemässigten Islamisten von Ennahda bei der Auszählung der Stimmen vorne.