Die Entführung eines zweijährigen Mädchens in Murten ist am Samstag nach mehreren Stunden glimpflich zu Ende gegangen. Der Vater hatte das Kind mithilfe mehrerer Komplizen entführt und nach Deutschland verschleppt.
Dort wurden Vater und Tochter in der Nacht zum Sonntag entdeckt, nachdem die Freiburger Justiz einen internationalen Haftbefehl ausgestellt hatte. Das kleine Mädchen ist wohlauf, wie die Freiburger Kantonspolizei am Montag mitteilte.
Nach ihren Angaben handelt es sich beim Vater um einen 41-jährigen Deutschen, der seit Anfang Dezember getrennt von der Mutter des Kindes – einer 29-jährigen Marokkanerin – lebt. Über das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter wurde noch nicht entschieden.
Entführung vor Einkaufszentrum
Laut Polizei entführte der Vater das Kind am Samstag gegen 14 Uhr vor einem Einkaufszentrum in Murten. Wie viele Komplizen er hatte, ist unklar. Einer von ihnen soll die Mutter festgehalten haben, währenddem der Vater seine Tochter an sich riss, in ein Auto stieg und die Flucht ergriff.
Aufgrund der Polizei-Ermittlungen konnten der Mann und das Kind in der Nacht zum Samstag in Deutschland lokalisiert werden. Das Mädchen wurde einstweilen in einem Heim untergebracht. Gegen den Vater wurde eine Strafuntersuchung eröffnet.
Über den Fall hatten Westschweizer Medien bereits am Wochenende berichtet. Am Montag machte die Polizei erstmals genauere Angaben. Sie liess aber unter anderem offen, wo in Deutschland Vater und Tochter aufgegriffen wurden.
Kein Entführungsalarm
Seit 2010 können entführte Kinder im Rahmen eines schweizweit koordinierten Alarmsystems gesucht werden. Die Meldungen werden dann via Radio und Fernsehen, Autobahn-Anzeigetafeln, Durchsagen an Bahnhöfen und Flughäfen sowie via SMS verbreitet.
Im Entführungsfall vom Samstag wurde aber kein Entführungsalarm ausgelöst, wie Benedikt Scherer, Abteilungsleiter Einsatzzentrale fedpol, auf Anfrage sagte. Er verwies darauf, dass die Kompetenz über eine Alarmauslösung bei der zuständigen Kantonspolizei liege. In manchen Fällen werde aus taktischen Gründen auf einen schweizweiten Entführungsalarm verzichtet.