Eine UNO-Klimakonferenz in Bonn hat erneut grosse inhaltliche Differenzen zwischen den Verhandlungspartnern gezeigt. Bis im Oktober soll aber ein Entwurf für das Klimaschutzabkommen fertig sein, das im Dezember am Pariser Weltklimagipfel beschlossen werden soll.
«Sie werden bis Ende Oktober ein Vorprojekt des Pakets haben», sagten die beiden Co-Vorsitzenden eines Vorbereitungstreffens in Bonn, der Algerier Ahmed Djoghlaf und der US-Amerikaner Daniel Reifsnyder, zum Abschluss des Vorbereitungstreffens in Bonn am Donnerstag.
Das zehntägige Treffen von Delegierten aus 195 Staaten brachten die Verhandlungen über das Klimaabkommen allerdings nicht wesentlich voran: Seit dem 1. Juni war es nach Angaben von Teilnehmern lediglich gelungen, den Text etwas zu bereinigen, der aus dem vorherigen Treffen im Februar in Genf hervorgegangen war.
Inhaltlich grosse Differenzen
«Inhaltlich gibt es noch immer sehr grosse Differenzen, da gibt es kaum eine Annäherung», sagte Franz Perrez, Chef der Abteilung Internationales beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) und Leiter der Schweizer Delegation an der Bonner Konferenz. Das sei klar ungenügend.
Perrez zeigte sich aber zufrieden mit der positiven und konstruktiven Atmosphäre mit der das Treffen in Bonn schliesst. Die Teilnehmer hätten erstmals in thematischen Gruppen verhandelt, was die Arbeit viel effizienter gemacht habe.
«Zum ersten Mal zeigten alle Teilnehmer einen klaren Willen zum Abschluss eines Abkommens», sagte Perrez. Dies sei ein gutes Zeichen. «Die Kernelemente eines Abkommens werden langsam spürbar», meinte er. Eine Lösung erwartet er aber erst ganz am Schluss der Pariser Klimakonferenz.
Enttäuschte Umweltorganisationen
Umweltschutz-Organisationen reagierten enttäuscht. «Ernüchternd», war der Kommentar des Greenpeace-Experten Martin Kaiser. «Bis zur Klimakonferenz in Paris ist nicht mehr viel Zeit», warnte er.
«Spätestens beim informellen Ministertreffen in Paris im Juli muss unmissverständlich gesagt werden: Nutzt die wenigen verbleibenden Verhandlungstage endlich effektiv», sagte Kaiser. Sonst drohe ein enttäuschend schwaches Pariser Abkommen. Jan Kowalzig von Oxfam meinte: «Trotz der politischen Signale vom G7-Gipfel wird der Weg nach Paris sehr steinig.»
Der Ko-Vorsitzende Reifsnyder verteidigte am Donnerstag die Ergebnisse von Bonn. «Die Leute fragen sich vielleicht, was wir seit zwei Wochen gemacht haben, doch ich denke, wir haben viel gemacht», sagte er.
Es sei durchaus gelungen, den 90-seitigen Vertragstext zu straffen. In seiner englischen Fassung umfasst der Entwurfstext derzeit 80 Seiten. Allerdings müssten die Delegierten bei der nächsten Konferenz in Bonn grössere Entscheidungsbefugnisse haben.
Bis zum Weltklimagipfel in Paris im Dezember sind neben informellen Treffen nur noch zwei formelle Vorbereitungstreffen im September und Oktober eingeplant.
Zwei weitere Vorbereitungstreffen
Beim Pariser Gipfel soll ein Abkommen für mehr als 190 Staaten erzielt werden. Die dort getroffenen Absprachen sollen die Treibhausgas-Emissionen so verringern, dass sich die Erdatmosphäre um nicht mehr als zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit im 19. Jahrhundert erwärmt.
Die von den Staaten in Aussicht gestellten Angebote reichen allerdings bei weitem noch nicht aus, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. «Dieses Ziel kann nicht mit einem grossen Sprung, sondern nur schrittweise erreicht werden», machte Perrez deutlich.
Die Schweiz setze sich für ein Abkommen mit klaren Pflichten und Umsetzungskontrollen für alle ein, sagte Perrez. Es werde kaum möglich sein, die Länder auf die Erreichung quantitativer Ziele zu verpflichten. «Die Länder sollen aber wenigstens dazu verpflichtet werden, quantifizierbare Ziele zu formulieren, und deren Umsetzung soll kontrolliert werden», sagte Perrez.
Zudem setze sich die Schweiz dafür ein, dass nicht nur die Industriestaaten, sondern alle Länder im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels leisteten.