Wer im Ausland studiert hat, läuft weniger Gefahr, nach dem Studium arbeitslos zu werden: Zu diesem Schluss kommt eine unabhängige Studie über das EU-Studentenaustauschprogramm Erasmus. Die Schweiz nahm bis Ende 2013 gleichberechtigt am EU-Programm teil.
Junge Menschen, die einen Teil ihres Studiums oder ihrer Ausbildung im Ausland absolvierten, «eignen sich nicht nur neue Fachkenntnisse an, sondern auch wichtige Querschnittskompetenzen, die von den Arbeitgebern sehr geschätzt werden», schreibt die EU-Kommission in einem Communiqué.
Dies wirkt sich direkt auf ihre Arbeitsmarktfähigkeit aus. «Wenn man zum Studieren oder für ein Praktikum ins Ausland geht, erhöht man damit sehr wahrscheinlich seine Beschäftigungschancen», sagte die EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou am Montag in Brüssel bei der Präsentation der Studie.
Denn die Gefahr, dass ehemalige Erasmus-Studierende über längere Zeit arbeitslos werden, ist nur halb so gross wie bei jenen, die nicht im Ausland waren. Fünf Jahre nach dem Hochschulabschluss sei ihre Arbeitslosenquote um 23 Prozent niedriger.
Im Ausland verliebt
Offensichtlich reizt viele der Ex-Erasmus-Studenten der erneute Gang ins Ausland: So haben 40 Prozent seit dem Abschluss bereits mindestens einmal ihr Wohn- oder Beschäftigungsland gewechselt – was fast einen doppelt so hohen Anteil wie bei Personen ohne studentische Auslanderfahrung darstellt (23 Prozent).
Bei der Befragung gab zudem ein Drittel der Befragten an, ihr Lebenspartner komme aus dem Ausland – und 27 Prozent lernten ihn im Rahmen des Programms kennen. Bei jenen ohne Auslandsaufenthalt führen nur 13 Prozent internationale Beziehungen.
Die von Brüssel präsentierte Studie setzt sich aus einem qualitativen und quantitativen Teil zusammen. Bei Online-Befragungen im Jahre 2013 in 34 europäischen Ländern nahmen insgesamt mehr als 75’000 Studierende und Absolventen teil.
Das Erasmus-Programm der EU fördert Studienaufenthalte oder Praktika im Ausland. Das seit Januar 2014 geltende Nachfolgeprogramm «Erasmus+» unterstützt auch berufliche Aus- und Weiterbildungen. Das Budget liegt in den nächsten sieben Jahren bei rund 15 Mrd. Euro.
Schweiz muss selber bezahlen
Bis 2013 nahm auch die Schweiz als gleichberechtigtes Land am EU-Bildungsprogramm teil. Nach dem Ja zur Zuwanderungs-Initiative legte die EU jedoch auch die Verhandlungen zu «Erasmus+» auf Eis.
Um den Studentenaustausch trotzdem sicherzustellen, unterstützt der Bund bis 2016 Studierende und Projekte mit jenen Mitteln, die für «Erasmus+» vorgesehen waren: Für das Jahr 2014 sind das 22,7 Mio. Franken. 2015 wird der Betrag auf 23,9 Mio. Franken erhöht und 2016 auf 25,1 Mio. Franken.
Dieses Geld ist nötig, da die Schweiz nun auch für ausländische Studierende in der Schweiz aufkommen muss. Wäre sie bei «Erasmus+» dabei, müsste sie nur für die eigenen Studierenden bezahlen. Ziel der Schweiz bleibt eine vollständige Assoziierung an «Erasmus+».