Erb spricht am Prozess vor Zürcher Obergericht das Schlusswort

Der Berufungsprozess gegen Rolf Erb, den letzten Konzernchef der Erb-Gruppe, ist am Freitagmittag mit einem Schlusswort des Beschuldigten zu Ende gegangen. Es tue ihm weh, dass er von der Staatsanwaltschaft als Verbrecher dargestellt werde, sagte der 62-Jährige.

Rolf Erb am Obergericht (Archiv) (Bild: sda)

Der Berufungsprozess gegen Rolf Erb, den letzten Konzernchef der Erb-Gruppe, ist am Freitagmittag mit einem Schlusswort des Beschuldigten zu Ende gegangen. Es tue ihm weh, dass er von der Staatsanwaltschaft als Verbrecher dargestellt werde, sagte der 62-Jährige.

«Ich bin kein Krimineller.»Er habe immer nur das Beste für alle gewollt, sowohl für Geschäftspartner als auch für die Mitarbeiter.

«Ich habe nie auch nur im Traum daran gedacht, dass die Erb-Gruppe jemals untergehen könnte», las Erb gefasst von einem Zettel ab. Den Argumenten seiner Anwälte habe er ansonsten nichts mehr hinzuzufügen. «Nach diesen fünf Tagen fehlt mir auch die Kraft.»

Der Berufungsprozess gegen Erb dauerte fünf Tage lang und war äusserst komplex. Der Gerichtspräsident bedankte sich zum Schluss denn auch bei allen Beteiligten «für das Ausharren in dieser anstrengenden Verhandlung.» Bis das Urteil vorliegt, dürfte es voraussichtlich mehrere Wochen dauern.

Bilanzen frisiert

Erb wird vorgeworfen, er habe jahrelang die Bilanzen der Erb-Gruppe frisiert, um so an weitere Bankkredite zu kommen. Zudem habe er sein Vermögen, darunter Schloss Eugensberg im Thurgau, seinen Zwillingssöhnen geschenkt, um es den Gläubigern zu entziehen. Der Sohn des verstorbenen Firmenpatrons Hugo Erb ist deshalb wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Gläubigerschädigung angeklagt.

Das Winterthurer Bezirksgericht sprach ihn im März 2012 schuldig und verurteilte ihn zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von acht Jahren. Sowohl er als auch die Staatsanwaltschaft zogen den Fall ans Obergericht weiter.

Die Anklage fordert «in diesem krassen Fall von Wirtschaftskriminalität» eine unbedingte Freiheitsstrafe von zehn Jahren. Erb bestreitet sämtliche Vorwürfe und schiebt die Schuld seinem Vater zu, der bis zu seinem Tod im Frühling 2003 alle Fäden in der Hand gehabt habe.

Die Erb-Gruppe brach noch im gleichen Jahr zusammen. Die Gläubiger des bankrotten Konzerns fordern insgesamt 6,5 Mrd. Franken. Wobei darin auch die Forderungen enthalten sind, die sich die Holdings der ehemaligen Erb-Gruppe gegenseitig schulden. Der Konkurs des Winterthurer Familienunternehmens ist nach dem Grounding der SAir Group die zweitgrösste Pleite der Schweizer Wirtschaftsgeschichte.

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