Frische Erbsen bringen Frühling auf den Teller. Die kleinen hellgrünen Kugeln machen sich gut auf Tagliatelle.
Ein Spaziergang durch das Markttreiben in Uzès an einem frühlingshaften Vormittag macht eindeutig noch mehr Spass, wenn sich das Wetter von seiner milden Seite zeigt und der Mistral grad mal Pause macht. An Ostern sind die ersten Touristen angekommen. Sie sitzen nun in den Strassencafés auf dem Boulevard, blinzeln in die Sonne und scheinen es kaum zu glauben, der Kälte und Nässe endlich entronnen zu sein. Der Winter im Süden Frankreichs war mittelmässig, der Frühling liess sich aber auch hier Zeit mit seiner Ankunft. Aber jetzt endlich: Es grünt überall und heftig.
Erbsen wie Butter
Die ersten Spargeln und Erdbeeren werden an mehreren Marktständen angeboten, an einem stehen ausserdem zwei Kisten Erbsen in der Auslage. Die hellgrünen Hülsen glänzen wie poliert. Ich verweise auf das Schildchen „pays“ und frage den freundlichen Standbesitzer, woher genau denn die Erbsen kämen. Beinahe beleidigt entgegnet er, natürlich seien sie von seinem eigenen Garten. Wie soll man da widerstehen können? Mehrere Handvoll Erbsen werden eingepackt. Ich könne sie, so versichert mir Monsieur, sogar roh essen, sie seien zart wie „beurre“.
Ich erinnere mich an ein Erbsenrezept und Ferien in der Toskana. Wir waren zu viert und mehrfach erprobt als Italien-Reisende. Geplant war ein Kulturtrip, wie er einseitiger nicht sein könnte: essen, kochen, Restaurants testen, Weinkeller besuchen und Lebensmittel für die spätere Verwendung zuhause in grossen Mengen einkaufen. Leider ging unserer langersehnten Ankunft im Chianti ein sintflutartiges Unwetter mit Überschwemmungen voraus, das unser gemietetes Haus an Hanglage in die Konsistenz eines durchtränkten Schwamms versetzte. Die Zimmer waren voller tiefer Pfützen, das Wasser tropfte von den Wänden, alles war klamm, feucht, das Haus schlicht unbewohnbar.
Eigentlich Ferien
Wir fanden nach ein paar Nächten im Hotel durch Zufall eine neue Bleibe. Viel schwieriger als die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich die Diskussion mit der Vermieterin. Weshalb wir in das reservierte und im Voraus bezahlte Mietobjekt, den Schwamm an Hanglage, nicht eingezogen waren? Nach zwei Tagen und mehreren zähflüssigen Aussprachen in deutsch-italienischem Kauderwelsch mit der zuständigen Signora in einem unterkühlten und dürftig eingerichteten Reisebüro erinnerten wir uns, dass es ja Ferien hätten werden sollen und schwärmten sofort aus. Die Frauen in die negozi, die Männer in die Bar.
Die Herren überraschten wenig später mit sehr vielen Tüten gefüllt mit Lebensmitteln, die das Überleben einer ganzen Schulklasse für mindestens eine Woche garantiert hätten. Darunter frische Piselli. Peter machte sich zuhause sofort ans Werk und das Resultat liess allen, wirklich allen Ärger auf der Stelle vergessen.
Peters Tagliatelle mit Erbsen
Die frischen Erbsen aus den Hülsen schälen. Eine mittelgrosse Zwiebel häuten, klein schneiden und in Butter andünsten. Die Erbsen beigeben, umrühren. Eine bis zwei Scheiben dick geschnittenen Rohschinken (z.B. „San Daniele“) in kleine Würfel schneiden und zu den Erbsen geben. Salzen, pfeffern. Mit wenig Rinds- oder Gemüsebouillon ablöschen. In der zugedeckten Pfanne auf kleinem Feuer köcheln lassen, bis die Erbsen bissfest sind, das dauert etwa 10 Minuten. Falls nötig etwas Bouillon nachgiessen. Die Erbsen sollten nicht in der Flüssigkeit schwimmen und nicht schrumpelig werden. Eventuell am Schluss nochmals salzen. Auf frischen Tagliatelle anrichten.