Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat erstmals seit seiner Wahl zum Staatsoberhaupt eine Kabinettssitzung geleitet. Unter Erdogans Vorsitz kamen Ministerpräsident Ahmet Davutoglu und die Minister am Montag im neuen Präsidentenpalast in Ankara zusammen.
Erdogan hat immer wieder deutlich gemacht, dass er als erster vom Volk gewählter Präsident den Regierungskurs mitbestimmen wird. Die türkische Verfassung gibt dem Präsidenten das Recht, unter seinem Vorsitz das Kabinett einzuberufen.
Davon hatten vor Erdogan aber nur fünf der elf Staatsoberhäupter Gebrauch gemacht, und dann vor allem in Krisenzeiten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuletzt vor knapp 15 Jahren Präsident Süleyman Demirel eine Kabinettssitzung in Ankara geleitet.
Normalerweise kommen die Minister unter Davutoglu zusammen. Davutoglu war Erdogan nach dessen Sieg bei der Präsidentenwahl im August als Ministerpräsident nachgefolgt und gilt als dessen treuer Gefolgsmann.
Die regierungsnahe Zeitung «Sabah» schrieb mit Blick auf die erste Kabinettssitzung unter Erdogan von einem «historischen Tag». Das regierungskritische Blatt «Söczü» meinte dagegen auf seiner Titelseite: «Der Sultan beruft den königlichen Staatsrat ein!»