Erdrutsch in Kolumbien fordert mehr als 60 Todesopfer

Ein massiver Erdrutsch hat im Nordwesten Kolumbiens mehr als 60 Menschen in den Tod gerissen. Die Erdmassen überraschten am frühen Montagmorgen (Ortszeit) die meisten Menschen in Salgar im Schlaf.

Einwohner und Helfer suchen nach dem Erdrutsch in den Trümmern nach Opfern (Bild: sda)

Ein massiver Erdrutsch hat im Nordwesten Kolumbiens mehr als 60 Menschen in den Tod gerissen. Die Erdmassen überraschten am frühen Montagmorgen (Ortszeit) die meisten Menschen in Salgar im Schlaf.

Mindestens 61 Menschen starben und 37 weitere wurden verletzt. Viele Kinder stünden nach dem Unglück ohne ihre Eltern da, sagte Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos bei einem Besuch des Unglücksorts.

Die Bürgermeisterin der knapp 18’000 Einwohner zählenden Gemeinde Salgar, Olga Osorio, sagte dem Radiosender RCN, Massen aus Geröll und Wasser hätten in einer Schlucht «alles mit sich gerissen» und den Ort Santa Margarita, einen von vier Orten der Gemeinde Salgar, praktisch «von der Landkarte getilgt».

Von der Aussenwelt abgeschnitten

Laut Medienberichten war Santa Margarita wegen der Zerstörung einer Zufahrtsstrasse und einer Brücke von der Aussenwelt abgeschnitten. Dem Erdrutsch waren heftige Regenfälle vorausgegangen, die einen Fluss in der Region über die Ufer steigen liessen.

Nach Behördenangaben waren von dem Erdrutsch in dem bergigen Gebiet etwa 30 Familien betroffen, 31 Häuser seien beschädigt worden. Die Einwohner seien von der Trinkwasser-, Strom- und Gasversorgung abgeschnitten.

Die 66-jährige Consuelo Arredo sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie und ihre Familie seien durch die spürbare Wucht des Erdrutsches geweckt worden.

«Das Wasser und Äste haben uns daran gehindert, die Tür zu öffnen», schilderte die Bewohnerin. «Aber in einem verzweifelten Versuch ist es meinem Sohn gelungen, sie aufzureissen, und wir konnten uns retten.»

Entschädigung für Betroffene

Präsident Santos machte sich bei einem Flug über dem Katastrophengebiet ein Bild von der Lage und traf sich mit örtlichen Behördenvertretern. «Keiner kann Ihnen die Toten zurückbringen, das bedauern wir zutiefst», erklärte Santos. «Aber wir müssen aus dieser Katastrophe herauskommen und nach vorn schauen, mit Kraft und Mut.»

Der Staatschef sagte zu, jede betroffene Familie werde mit 16 Millionen Pesos (umgerechnet rund 6000 Franken) entschädigt. Ausserdem sollten Verbesserungen der Infrastruktur derartige Unglücke künftig verhindern.

Santos kündigte an, die Behörden würden sich um die vielen Kinder kümmern, die nach dem Unglück ohne Eltern da stünden.

Auch Ex-Präsident Alvaro Uribe besuchte die Unglücksgegend im Departamento Antioqia, die in der Nähe seines Heimatortes liegt. «Ich traf eine Frau, die ihren drei Tage alten Enkel im Arm hielt. Seine Eltern werden vermisst», sagte er im Radiosender RCN.

Suche unterbrochen

Am Montagabend wurde die Suche nach weiteren Verschütteten wegen der Dunkelheit unterbrochen. Zuvor hatten mehr als 150 Rettungskräfte mit Spürhunden die Trümmerberge abgesucht, wie Rotkreuz-Sprecherin Ana Carolina Gutiérrez AFP sagte.

Trinkwasser sei unterwegs, in der rund 100 Kilometer entfernten Stadt Medellín würden Lebensmittelspenden und Decken für die Opfer des Erdrutsches gesammelt.

Auf dem Friedhof von Salgar versammelten sich Menschen, um die dort aufgebahrten Todesopfer zu identifizieren. Andere Bewohner begannen mit den Aufräumarbeiten. Sie schaufelten massenhaft Schlamm aus ihren Häusern. Kipplaster trafen vor Ort ein, um Trümmer abzutransportieren.

Kolumbiens tropisches Klima und seine bergige Landschaft machen das südamerikanische Land anfällig für Erdrutsche. 2010/2011 hatten heftige Regenfälle Überflutungen und Erdrutsche verursacht, durch die 1374 Menschen getötet und mehr als 100’000 Häuser zerstört wurden.

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