Starke Frauen und aktuelle politische Themen: Das Poetenfest im deutschen Erlangen fragt in diesem Jahr nach dem Zusammenhalt Europas und den Folgen des Anschlags auf das französische Satiremagazin «Charlie Hebdo».
Die deutschsprachige Literaturszene trifft sich ab Donnerstag wieder im bayerischen Erlangen. Zum 35. Poetenfest werden bis zum Sonntag mehr als 80 Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizisten erwartet. Mit dabei sind auch vier Schweizer Schreibende: Nora Gomringer, Dana Grigorcea, Ralph Dutli und Alain Claude Sulzer.
Die Porträt-Abende stellen in diesem Jahr die Publizistin Alice Schwarzer, die Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff und den österreichischen Schriftsteller und Philosophen Robert Menasse in Lesung und Gespräch vor.
Das Erlanger Poetenfest gilt als wichtigstes deutsches Literaturfestival vor der Frankfurter Buchmesse. Die Veranstalter erwarten mehr als 10’000 Besucher.
Männer und Gewalt
Viele Autoren nutzen das Treffen dazu, erste Einblicke in ihre Neuerscheinungen zu geben. Der Publizist und Kulturpolitiker Hermann Glaser (86) etwa stellt seine neue fränkische Literaturgeschichte vor. Und der Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit beschäftigt sich seit langem mit Männerfantasien, die in Gewalt umschlagen. In seiner jüngsten Publikation thematisiert er das «Lachen der Täter», die ihren Spass am Töten öffentlich zeigen.
Gesprächsrunden fokussieren diesmal auf die Folgen des Anschlags auf das Satire-Magazin «Charlie Hebdo», auf Koran und Islam in Zeiten des Terrors sowie die Frage, was Europa noch zusammenhält. Auch die Literaturkritik als «elendes Kumpelsystem» und 70 Jahre Kriegsende werden thematisiert.