Für viele Schweizerinnen und Schweizer hat der Weihnachtsschmaus einen fahlen Nachgeschmack gehabt. Hunderte erkrankten in den letzten vier Wochen an einer Campylobacter-Infektion. Die Ursache war meist ein unvorsichtiger Umgang mit Pouletfleisch beim Fondue Chinoise.
Die Zahlen im wöchentlichen Bulletin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) sprechen für sich: Allein in der ersten Januarwoche registrierten die Behörden 350 Fälle von Campylobacteriose, einer durch Bakterien ausgelösten Darmentzündung. Rechnet man die drei letzten Wochen des vergangenen Jahres mit, wurden 871 Infektionsfälle gemeldet. Verglichen mit dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg der Fälle um 60 Prozent.
Dies erstaunt deshalb, weil die Behörden in der Vorweihnachtszeit mehrmals auf die Gefahr von Campylobacter-Infektionen aufmerksam gemacht hatten. So hatte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) beispielsweise «vor ungenügend erhitztem Geflügelfleisch» gewarnt.
«Offensichtlich hat dies nichts gebracht», sagte Daniel Koch, Verantwortlicher der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die seit Jahren über die Festtage steigenden Infektionen hätten wiederum nicht eingedämmt werden können.
Risiko seit langem bekannt
Dabei hatte bereits eine im Juli 2014 veröffentlichte Studie die Ursache für den jeweils zwischen Weihnachten und Neujahr festgestellten Anstieg von Darminfektionen in der Schweiz aufgezeigt: Fondue Chinoise.
Das Ergebnis zeigte, dass etwa die Hälfte der Krankheitsfälle in dieser Zeit auf den Konsum des beliebten Festtagsmenus zurückzuführen ist. Das Infektionsrisiko nehme beim Konsum um ein Vierfaches zu. Als zweite Ursache werden Auslandsaufenthalte während der Festtage genannt.
Laut dem BAG erkranken in der Schweiz jährlich zwischen 7000 bis 8000 Personen an einer Campylobacter-Infektion. Sie ist damit die häufigste durch Lebensmittel übertragene bakterielle Krankheit, die oft durch von Keimen verunreinigtes Pouletfleisch verursacht wird.
Vorsicht bei rohem Pouletfleisch
Geflügel sei zwar sicher, wenn sorgfältig damit umgegangen werde und die Hygienehinweise auf den Packungen befolgt werden, sagen Lebensmittelexperten. Das sei aber nicht immer der Fall: Beispielsweise werde für das Salatrüsten und das Schneiden von rohem Geflügel das gleiche Schneidebrett verwendet.
Gefahr bestehe auch, wenn bei Fondue Chinoise oder Partygrill rohes Geflügel mit gekochtem Fleisch, mit Beilagen oder mit Saucen in Kontakt komme. Deshalb wird davon abgeraten, rohes Geflügelfleisch auf den Tisch zu stellen, sei es für Fondue Chinoise, Mongolentopf oder Partygrill.
Betroffene beschreiben die Campylobacter-Infektion als schwere Erkrankung, die im Durchschnitt sieben Tage andauert. Sie äussert sich neben Durchfall durch Symptome wie Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl. In der Regel verläuft eine Infektion gut und heilt von alleine aus.