Ein Sondertribunal in Bangladesch hat einen weiteren Anführer der grössten islamistischen Partei des Landes wegen Kriegsverbrechen im Unabhängigkeitskrieg 1971 zum Tode verurteilt. Damit ergingen bisher drei Todesurteile gegen führende Köpfe der Partei Jamaat-e-Islami.
Das Sondergericht befand den stellvertretenden Generalsekretär der Oppositionspartei Jamaat-e-Islami, Muhammad Kamaruzzaman, am Donnerstag unter anderem des Mordes und der Vergewaltigung für schuldig. Sein Anwalt kündigte an, gegen das Urteil vorzugehen.
Mehrere tausend Demonstranten, die sich in der Hauptstadt Dhaka versammelt hatten, begrüssten die Entscheidung mit lautem Jubel. Es war das vierte Urteil des Kriegsverbrechertribunals, das von Regierungschefin Sheikh Hasina zur Aufarbeitung des blutigen Bürgerkriegs vor mehr als 40 Jahren eingesetzt worden war.
In drei Fällen erhielten führende Köpfe der Partei Jamaat-e-Islami die Todesstrafe, ein weiterer Islamistenchef bekam eine lebenslange Haftstrafe. Mindestens neun Urteile stehen noch aus. Alle führenden Jamaat-Politiker sind derzeit entweder hinter Gittern oder untergetaucht.
Strassenschlachten
Nach den Urteilsverkündungen kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen durch Parteianhänger, bei denen Dutzende Menschen starben. Experten gehen davon aus, dass auch die islamistische Gruppe, die sich am vergangenen Wochenende blutige Strassenschlachten mit der Polizei geliefert hatte, von Jamaat-e-Islami finanziert wird.
Auf der anderen Seite demonstrierten Zehntausende wochenlang friedlich, als Anfang Februar der stellvertretende Generalsekretär der Partei, Abdul Quader Mollah, einem Todesurteil entging. Sie forderten den Strang für alle Kriegsverbrecher und ein Verbot der Jamaat-e-Islami.
Das heutige Bangladesch war nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 zunächst ein Teil Pakistans. 1971 erkämpfte es sich in einem blutigen Krieg mit indischer Unterstützung die Unabhängigkeit. Nach Schätzungen von Historikern starben damals zwischen 300’000 und 3 Millionen Menschen.