Im Zusammenhang mit dem Flaggen-Entscheid des Stadtrates von Belfast hat es in der nordirischen Hauptstadt erneut gewaltsame Proteste gegeben. Der Stadtrat hatte entschieden, die britische Flagge nur noch an wenigen Tagen im Jahr über dem Rathaus wehen zu lassen.
Bei Zusammenstössen zwischen Polizisten und probritischen Demonstranten wurden in der Nacht auf Samstag nach Polizeiangaben mindestens acht Beamte verletzt. Zwölf Personen wurden festgenommen, darunter ein 13-jähriger Junge. Ein Mann raste mit einem Kleinbus in eine Menschenmenge.
Mehrere Autos wurden in Brand gesteckt, Flaschen und Steine flogen. Zahlreiche Stadtteile von Belfast waren betroffen. Bei einer Reihe von Protesten in anderen Teilen Nordirlands gab es keine Zwischenfälle.
Am Samstag war unter anderem eine Demonstration in der Innenstadt von Belfast angekündigt. Geschäfte, die besondere Weihnachtsaktionen wie ein Kinderfest oder einen Weihnachtsmann-Besuch geplant hatten, sagten diese zum Teil ab.
Demonstration angekündigt
Seit der Entscheidung des Stadtrates von Montag hatten Unionisten, die eine feste Anbindung an Grossbritannien wollen, jede Nacht in mehreren Städten Nordirlands protestiert. Im Laufe der Woche wurden nach Angaben der Polizei mindestens 27 Beamte verletzt.
Loyalisten attackierten unter anderem ein Büro der um Einigung bemühten Alliance-Partei und sprachen eine Todesdrohung gegen eine Abgeordnete der Partei aus. Am Donnerstagabend war in einem Auto ein Sprengsatz gefunden worden, den die Polizei aber rechtzeitig entschärften konnte.
Am Freitag hatte US-Aussenministerin Hillary Clinton Belfast einen Kurzbesuch abgestattet und zu einem Ende der Gewalt aufgerufen: „Alle Parteien müssen sich den verbleibenden Herausforderung der konfessionellen Trennungen friedlich und gemeinsam stellen.“
Drei Jahrzehnte der Gewalt
In drei Jahrzehnten der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen London-treuen Protestanten und den nach einem vereinten Irland strebenden Katholiken in Nordirland wurden rund 3500 Menschen getötet.
1998 wurde ein Friedensvertrag abgeschlossen, der eine Aufteilung der Macht zwischen Protestanten und Katholiken vorsieht. Seit 2007 hat Nordirland den Status einer halbautonomen britischen Provinz.