Nach einem Chemikalien-Austritt in der Nacht auf Montag bei der CABB in Schweizerhalle ist am Dienstag früh erneut eine kleine Menge Chlor entwichen, wie ein Firmensprecher gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte.
Der jüngste Zwischenfall sei um etwa 4 Uhr früh passiert. Eine Schelle an einem Abluftrohr sei undicht gewesen, sagte der Sprecher weiter. Die daraus entweichende Abluft habe einen geringen Chlorgehalt aufgewiesen; der Stoff sei daher nur sehr lokal messbar gewesen.
Zur Häufung der Zwischenfälle sagte der Sprecher, diese sei «inakzeptabel», auch bei überschaubaren Folgen. Eine interne Arbeitsgruppe untersuche bereits die letzten Vorfälle, und auch der neue Qualitätssicherungs-Chef des deutschen Mutterhauses sei derzeit die meiste Zeit im Werk Pratteln.
CABB will in Pratteln am 23. November eine 55 Millionen Franken teure neue Elektrolyseanlage feierlich einweihen. Diese löst eine veraltete Anlage ab, die wegen Umweltrisiken ab nächsten Jahr nicht mehr zugelassen ist. Der Zwischenfall von Montagnacht betraf gemäss dem Sprecher jedoch nicht die neue Anlage.
Dachluken nicht dicht
In einem Produktionsgebäude auf Gemeindegebiet von Pratteln BL waren in der Nacht auf Montag nach 3 Uhr früh Chlorwasserstoff (HCL) und Schwefeldioxid (SO2) ausgetreten. Auf einem Nachbargelände roch jemand die Gase und alarmierte die Feuerwehr. Die Anlage wurde darauf unverzüglich abgeschaltet. Verletzte gab es nicht.
Ein Teil der stinkenden Abluft entwich durch Dachfenster des betroffenen Gebäudes. Diese hätten gemäss dem Sprecher eigentlich geschlossen sein sollen, waren es aber wegen eines Defekts nicht. Der Einsatztrupp der Industriefeuerwehr dichtete in der Folge einen Haarriss in einer Leitung sowie die Dachluken ab.
Gemäss einem Communiqué ergaben Messungen ausserhalb jenes Gebäudes in der Folge keine Hinweise auf die beiden ausgetretenen Stoffe. Die Ursache für den Materialschaden werde untersucht, und das defekte Rohrstück sei ausgetauscht worden.
Interne Abklärungen
Dass die Havarie vom Montag erst einen Tag später und kurz nach Mitternacht bekennt gegeben wurde, erklärte der Sprecher im Übrigen mit nötigen internen Abklärungen – der Schichtverantwortliche sei tagsüber schlafen gegangen und erst am Folgeabend befragt worden.
CABB beliefert Kunden in der Agro- und Pharmaindustrie. Das Unternehmen ist auf die Herstellung und Vermarktung von Chlor- und Schwefelverbindungen spezialisiert. In Pratteln werden jährlich rund 570’000 Tonnen Feinchemikalien produziert wie etwa Bestandteile von Pflanzenschutzmitteln diverser Hersteller.
In den vergangenen Jahren sorgte das Unternehmen mehrfach mit Vorfällen für Schlagzeilen, zuletzt etwa im Frühjahr 2013, als eine ätzende und stark Nebel bildende Chemikalie ausgetreten war.