Eine Drohne kaufen kann jeder. Doch damit umgehen und die Regeln kennen – das will gelernt sein. Ein Unternehmen im Wallis bietet seit kurzem entsprechende Kurse an. Gleichzeitig will es das Image von Drohnen verbessern.
Eine Studie der Universität Neuenburg ergab, dass zivile Drohnen in der Öffentlichkeit nicht auf viel Gegenliebe stossen. Für den Helikopterpiloten Frédéric Hemmeler und seinen Geschäftspartner, den Ingenieur Gaël Gross, liegt das Problem in den fehlenden Kenntnissen der Piloten über die Nutzungsbestimmungen für diese Fluggeräte.
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat auf jeden Fall noch kein Regelwerk erstellt. Für die Benutzung von Drohnen unter 30 Kilogramm Gewicht braucht es nicht einmal eine Genehmigung.
Und trotzdem gibt es Regeln, die eingehalten werden sollten. So müsse der Pilot zum Beispiel in ständigem Sichtkontakt mit dem Fluggerät sein, sagte Hemmeler auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Er bestätigte einen Bericht der Westschweizer Zeitung «Le Nouvelliste».
Ausserdem sei es verboten, die Maschinen über Menschenansammlungen fliegen zu lassen. Und für Drohnen mit Kameras sei der Schutz der Privatsphäre ein wichtiges Kriterium. Ihr Start-up-Unternehmen «Fly&Film» in Siders VS will die Drohnenbesitzer auf diese Vorschriften aufmerksam machen, um zu verhindern, dass sie mit dem Gesetz in Konflikt kommen.
Erste Ausbildung für SVZD-Lizenz
Zum Abschluss erhalten die Absolventen ein Zertifikat. Hemmeler hofft, dass dieses eines Tages offiziell anerkannt wird, wenn auch für das Fliegen von Drohen ein Diplom benötigt werden sollte.
Drohnenschulen gibt es zwar einige in der Schweiz, wie Ueli Sager vom Schweizerischen Verband Ziviler Drohnen (SVZD) auf Anfrage sagte.«Fly&Film» biete aber als erste Schule eine Ausbildung an, die auf die Lizenzierungsprüfung des SVZD zugeschnitten ist. Diese besteht aus zwei Stufen, eine für Hobby-Piloten und einer für Profis.
Dabei geht es um die rechtlichen Grundlagen, Physik, Flugeigenschaften des Geräts und praktische Erfahrung. Obwohl die Zertifikate nicht offiziell anerkannt seien, gewinne die Lizenzierung immer mehr an Bedeutung, weil gewisse Auftraggeber oder Versicherungen mittlerweile eine Prüfung verlangten, sagte Sager.
Landwirtschaftliche Einsätze
«Fly&Film» bietet denn auch eine Ausbildung für spezielle Jobs an. Damit will das Unternehmen gute Piloten ausfindig machen – nicht zuletzt auch für sich selber. Denn das Start-up setzt neben den Luftaufnahmen mittlerweile auf ein zweites Standbein: das Versprühen von Pflanzenschutzmitteln.
Der Einsatz von Drohnen im landwirtschaftlichen Sektor habe Zukunft, glaubt Hemmeler. Und sein Unternehmen wolle hier eine Pionierrolle spielen. Die Drohne soll dabei nicht die Arbeit des Helikopters ersetzen, sondern sie ergänzen. Denn durch ihre geringere Grösse könnten Drohnen besser manövriert werden und damit präziser arbeiten.
Seit einigen Monaten führt das Unternehmen Tests durch mit verschiedenen Pflanzenkulturen und Produkten. Die Landwirtschaft sei an den neuen Möglichkeiten sehr interessiert. Doch die Arbeitsmethoden müssten angepasst werden. Die Präzision der Fluggeräte sei ähnlich wie bei der Arbeit vom Boden aus.
Einsätze in Stadtpärken
Ausserdem eigneten sich Drohnen für den Einsatz in Städten, zum Beispiel zur Behandlung von Bäumen in Parks oder um den Moosbefall auf Dächern zu bekämpfen. Dank elektronischen Motoren seien sie auch weniger laut und umweltfreundlicher.
«Fly&Film» steht zur Zeit im Gespräch mit dem BAZL, um einen derartigen Einsatz von Drohnen zu erleichtern. Für den Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln braucht das Unternehmen ausserdem grünes Licht von Bundesamt für Umwelt (BAFU) . Hemmeler hofft, dass diese Fragen bis Ende Jahr geklärt sein werden.