Fast zwei Wochen nach der Havarie der „Costa Concordia“ sind im Meeresschutzgebiet vor der italienischen Küste erste Verschmutzungen gemessen worden. Die Situation sei zwar noch „tragbar“, aber für eine vom Tourismus und der Fischerei abhängige Region „heikel“, sagte ein WWF-Sprecher.
Das Meerwasser um die Insel Giglio ist mit zwei bis drei Milligramm Tensiden pro Liter verschmutzt, während die Konzentration in der Region für gewöhnlich gegen null tendiert, wie die Umweltbehörden der Toskana mitteilten. Damit herrscht im Meeresparadies ein Grad an Verschmutzung wie an dem Industriehafen in Marghera nahe Venedig.
Der Sprecher der italienischen Sektion der Umweltorganisation WWF, Gaetano Benedetto, zeigte sich gegenüber der Nachrichtenagentur AFP besorgt über Batterieflüssigkeiten, Öle, Reinigungs- und Lösungsmittel an Bord des Wracks. „Man muss nicht in Alarmismus verfallen, aber man muss die Aufmerksamkeit darauf lenken“, ergänzte Benedetto.
Und dann noch Schweröl
Neben Müll, Putzmittel und Farbe befinden sich auch fast 2400 Tonnen Treibstoff in der „Costa Concordia“, die immer noch nicht abgepumpt wurden und somit den Toskanischen Archipel bedrohen. Die Bergung kann nicht vor diesem Samstag beginnen. Danach dürfte es rund vier Wochen dauern, bis alles Öl abgepumpt ist.
Das Naturschutzgebiet ist geprägt von einer beispiellosen Artenvielfalt und beherbergt auch seltene Tierarten. In den tiefen Gewässern tummeln sich Thunfische, die bis zu drei Meter gross werden können, Barrakudas und Unmengen an Muränen, riesige Muscheln und Krabben. Im Frühling und im Sommer können vor der Küste Delfine, Finnwale und Pottwale beobachtet werden.
Die Verschmutzung des Wassers erschwert auch die Suche nach den 16 Vermissten. Die Gesundheitsbehörden von Grosseto auf dem italienischen Festland untersagten den Einsatzkräften auf den Decks D und E zu arbeiten, bis für diese Bereiche mikrobiologische Analysen vorliegen.
Überlebende wären ein Wunder
Aus Sicht von Einsatzleiter Franco Gabrielli gab es kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden. Dazu wäre „ein Wunder nötig“, sagte er. Gabrielli ging davon aus, dass einige Leichen vermutlich erst gefunden werden, wenn die „Costa Concordia“ entweder wieder flottgemacht oder in Teile zerschnitten wird.
Unter den geborgenen Toten sind nach jüngsten Angaben vier Deutsche. Dem Krisenstab des Aussenministeriums in Berlin liegen nun noch Vermisstenmeldungen von acht deutschen Staatsangehörigen vor. Insgesamt starben beim Unglück mindestens 17 Menschen, 15 weitere werden vermisst.
Die „Costa Concordia“ war am Abend des 13. Januar vor der italienischen Insel Giglio im Mittelmeer auf Grund gelaufen und gekentert. An Bord des Kreuzfahrtschiffes waren etwa 4200 Menschen.