An Schweizer Primarschulen soll laut der kantonalen Erziehungsdirektoren eine zweite Landessprache und Englisch unterrichtet werden. Die Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) hält damit im Sprachenstreit an der bisherigen Strategie fest.
Die EDK führte am Freitag in Basel eine Aussprache über den Fremdsprachenunterricht, wie sie am Freitag in Basel mitteilte. Nun müssten die Kantone zu einer koordinierten Lösung für den Sprachenunterricht beitragen. Die Landessprachen dürften in einem mehrsprachigen Land nicht benachteiligt werden, hiess es weiter.
Die Aussprache über die 2004 beschlossene Sprachenstrategie führten die Erziehungsdirektoren, weil in mehreren Kantonen mit politischen Vorstössen der Unterricht in einer zweiten Landessprache in der Primarschule in Frage gestellt wird.
Berset gegen Streichung der Landessprache
Laut EDK wird die Sprachenstrategie in mittlerweile 23 Kantonen angewendet. Damit sei die Umsetzung aber noch nicht abgeschlossen, betonte sie in ihrer Mitteilung. Und auch wenn es in mehreren Kantonen Vorstösse für ein Abweichen von der Strategie gibt und gegeben hat: Entscheide über Änderungen fielen laut EDK bisher nicht.
An der Aussprache dabei war auch Innenminister Alain Berset. Er hatte bereits früher angekündigt, nicht tolerieren zu wollen, dass einzelne Kantone Frühfranzösisch- oder italienisch aus den Stundenplänen streichen. Eingreifen und eine Regelung durchsetzen könnte der Bundesrat auf Grund der Bundesverfassung.
Im vergangenen Juni sagte Berset dazu im Ständerat, dass der Bundesrat die für 2015 angekündigte Bilanz der Harmonisierungsprozesse (HarmoS) abwarten wolle. Falle diese Bilanz für das Frühfranzösisch oder Frühitalienisch schlecht aus, wolle er von seinen Kompetenzen Gebrauch machen.
Abwarten will auch die Bildungskommission (WBK) des Nationalrates. Sie will in der Wintersession entscheiden, ob sie mit einer Kommissionsinitiative in den Sprachenstreit eingreifen will. Zur Diskussion stehe ein Obligatorium für eine zweite Landessprache an der Primarschule.
Die Mehrheit der Kantone wenden beim Sprachenunterricht an Primarschulen einen Kompromiss von 2004 an: Die erste Fremdsprache wird spätestens ab der 3. Klasse und die zweite spätestens ab der 5. Klasse unterrichtet. Gelernt werden eine zweite Landessprache und Englisch, die Reihenfolge wird regional koordiniert.
Beginn mit Landessprache oder Englisch
In 14 Kantonen lernen nach Angaben der EDK die Primarschulkinder neben der Muttersprache zuerst Englisch, in 12 Kantonen zuerst eine zweite Landessprache. Gemäss Vorgaben im kantonalen Recht können einzelne Kinder in begründeten Fällen vom Fremdsprachenunterricht dispensiert werden.
Nach der obligatorischen Schulzeit müssen die Jugendlichen in beiden Fremdsprachen vergleichbare Kompetenzen haben. Die Eckwerte dieses Kompromisses stehen im HarmoS-Konkordat und sind für beigetretene Kantone verbindlich. Die Harmonisierung der Ziele für den Fremdsprachenunterricht ist zudem in der Bundesverfassung verankert.