Der von Captain José Maria Olazabal befehligten europäischen 12-Mann-Auswahl gelang im Medinah Country Club bei Chicago die perfekte Revanche für den Ryder Cup von 1999. Damals – ebenfalls in den USA (Brookline) – führten sie vor den Einzeln ihrerseits 10:6, ehe sie die Amerikaner an sich vorbeiziehen liessen und 13,5:14,5 verloren.
Ein 14:14 hätte den Europäern auch diesmal ausgereicht, um den Cup behalten zu können, denn gemäss dem Reglement wird bei einem Unentschieden der Cupverteidiger zum „Sieger“ erklärt. Vermutlich wäre der bedeutendste Teamwettkampf im Golfsport tatsächlich 14:14 ausgegangen. Aber der enttäuschende Superstar Tiger Woods spielte auf dem letzten Green sichtlich unkonzentriert und gestand seinem italienischen Widersacher Francesco Molinari einen halben Punkt zu. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Europäer ihre nötigen 14 Punkte bereits im Trockenen und lagen sich in den Armen.
Diesen 14. Punkt holte ausgerechnet der Deutsche Martin Kaymer im Duell gegen den im gesamten Wettkampf sieglosen Steve Stricker heraus. Kaymer, der 2011 für acht Wochen die Weltrangliste anführte, hat eine relativ schlechte Saison hinter sich. In den vier Doppel-Sessions des Ryder Cup wurde er von Captain Olazabal nur gerade einmal eingesetzt. Den entscheidenden Putt versenkte er aus der in dieser Entweder-oder-Situation äusserst unangenehmen Distanz von fast zwei Metern. Der Putt wird in die Geschichte eingehen, denn er bedeutet eine hisorische Revanche: 1991 hatte Kaymers berühmter Landsmann Bernhard Langer aus ähnlicher Entfernung den entscheidenden Putt des Ryder Cup auf Kiawah Island in der Partie gegen Hale Irwin am Loch vorbeigeschoben.
Eigentlicher Matchwinner der Europäer war indes nicht Kaymer, sondern eindeutig der 36-jährige Engländer Ian Poulter. Er hatte seine drei Doppel allesamt gewonnen und siegte auch im dramatisch verlaufenen Einzel gegen den US-Open-Champion Webb Simpson. Poulters Paradestück war der Sieg im Doppel mit dem Weltranglisten-Ersten Rory McIlroy gegen Jason Dufner/Zach Johnson. Poulter glückten dort fünf Birdies auf den letzten fünf Löchern. Nur dank diesem aussergewöhnlichen Punktgewinn konnten die Europäer den Rückstand vor den Einzeln in einem einigermassen erträglichen Rahmen halten. Ein 5:11 (statt 6:10) hätten sie nicht mehr aufholen können.
Ab 1979, als erstmals ein gesamteuropäisches Team anstelle von Grossbritannien/Irland gegen die Amerikaner antrat, lautet die Ryder-Cup-Bilanz nun 10:7 für Europäer. In den letzten neun Austragungen gewannen sie sieben Mal.
Medinah/Chicago, Illinois (USA). Ryder Cup. Schlussstand: USA – Europa 13,5;14,5. – Resultate der Einzel (4:8): Bubba Watson (USA) u. Luke Donald (Europa) 2 und 1. Webb Simpson u. Ian Poulter 2 down. Keegan Bradley u. Rory McIlroy 2 und 1. Phil Mickelson u. Justin Rose 1 down. Brandt Snedeker u. Paul Lawrie 5 und 3. Dustin Johnson s. Nicolas Colsaerts 3 und 2. Zach Johnson s. Graeme McDowell 2 und 1. Jim Furyk u. Sergio Garcia 1 down. Jason Dufner s. Peter Hanson 2 up. Matt Kuchar u. Lee Westwood 3 und 2. Steve Stricker u. Martin Kaymer 1 down. Tiger Woods – Francesco Molinari geteilt.
Fourball 2. Tag (2:2): Dustin Johnson/Kuchar s. Colsaerts/Lawrie 1 up. Watson/Simpson s. Rose/Molinari 5 und 4. Woods/Stricker u. Garcia/Donald 1 down. Dufner/Zach Johnson u. McIlroy/Poulter 1 down.
Foursome 2. Tag (3:1): Watson/Simpson u. Rose/Poulter 1 down. Mickelson/Bradley s. Westwood/Donald 7 und 6. Dufner/Zach Johnson s. Garcia/Colsaerts 2 und 1. Furyk/Snedeker s. McIlroy/McDowell 1 up.
Fourball 1. Tag (3:1): Watson/Simpson s. Lawrie/Hanson 5 und 4. Mickelson/Bradley s. McIlroy/McDowell 2 und 1. Dustin Johnson/Kuchar s. Rose/Kaymer 3 und 2. Woods/Stricker u. Westwood/Colsaerts 1 down.
Foursome 1. Tag (2:2): Furyk/Snedeker u. McIlroy/McDowell 1 down. Mickelson/Bradley s. Donald/Garcia 4 und 3. Dufner/Zach Johnson s. Westwood/Molinari 3 und 2. Woods/Stricker u. Poulter/Rose 2 down.