Die Beziehungen zwischen Europa und dem afrikanischen Kontinent sind historisch belastet. Bis heute fühlen sich die Afrikaner oft bevormundet. Beim EU-Afrika-Gipfel betonen die Europäer, dass sie eine „Partnerschaft unter Gleichen“ anstreben.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte am Mittwoch beim EU-Afrika-Gipfel in Brüssel, es gehe um ein Verhältnis auf Augenhöhe und mit gegenseitigem Respekt. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel betonte: „Der Nachbarkontinent Afrika gewinnt an Bedeutung.“ Sie warb dafür, vor allem die Chancen des Kontinents zu sehen „und nicht immer nur die Probleme“.
Dahinter steht auch ein verstärktes wirtschaftliches Interesse Europas an Afrika. Die EU will den Handel vorantreiben und europäischen Unternehmen Anreize geben, mehr in Afrika zu investieren. Denn viele afrikanische Länder sind ökonomisch erfolgreich und als Handelspartner interessant.
Bessere Zusammenarbeit
Die Staats- und Regierungschefs aus der EU und Afrika beraten bei dem zweitägigen Treffen bis Donnerstag über eine bessere politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Rund 90 Delegationen aus den 28 EU-Staaten und den 54 afrikanischen Ländern sind dazu angereist.
Der EU-Afrika-Gipfel ist das vierte Treffen dieser Art – nach früheren Gipfeln in Kairo, Lissabon und Tripolis.
EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy sagte, er hoffe, dass das Treffen „einen neuen Schritt in unseren Beziehungen zu Afrika markiert“. Er betonte: „Es liegt jetzt an uns als politische Führung, die Prioritäten für die Zukunft zu setzen.“
Die Vorsitzende der Afrikanischen Union, Nkosazana Dlamini-Zuma, sagte, Afrika sei ein schnell wachsender und sich wandelnder Kontinent. Zuma lobte den Einsatz der Europäer, etwa bei der Friedenssicherung. Es bleibe aber viel zu tun, egal ob im Bereich Klimaschutz, Konflikte oder bessere Bildungschancen für die Menschen.
Sorge wegen Zentralafrika
Kurz vor dem Beginn des eigentlichen Gipfels setzten sich jeweils 15 Staats- und Regierungschefs aus Europa und Afrika zusammen, um über die Lage in Zentralafrika zu beraten. Dort ist nach einem Putsch muslimischer Rebellen vor einem Jahr die Gewalt zwischen christlichen und muslimischen Milizen eskaliert.
Derzeit versuchen 2000 französische und 5500 afrikanische Soldaten, den Konflikt einzudämmen. Unterstützung sollen sie von einer bis zu 1000 Mann starken Truppe der Europäischen Union erhalten. Am Dienstag hatte die EU den Weg für deren Einsatz frei gemacht.
In einer gemeinsamen Erklärung begrüssten die Staats- und Regierungschef am EU-Afrika-Gipfel das internationale Eingreifen und riefen die Menschen in dem Land dazu auf, die Waffen niederzulegen.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte von den Europäern mehr Hilfe für die Zentralafrikanische Republik – in Form von Soldaten, Polizeikräften und finanzieller Hilfe: „Wir müssen schnell handeln, um das Töten zu beenden und die Zivilbevölkerung zu schützen.“
Auch Flüchtlingspolitik ein Thema
Kanzlerin Merkel kündigte an, bei dem Gipfel werde es auch eine gemeinsame Erklärung zur Flüchtlingspolitik geben. Italiens Marine hat nach Angaben vom Mittwoch erneut mehr als 700 Flüchtlinge aus Nordafrika aufgenommen, die auf dem Mittelmeer mit ihren Booten Europa ansteuerten.
Merkel sagte, es solle eine „legale Zuwanderung“ nach Europa ermöglicht werden, um „jungen Menschen aus Afrika“ eine Chance zu geben. Illegale Migration gelte es dagegen zu „bekämpfen“.