Die junge Mexikanerin Claudia Sainte-Luce beweist mit ihrem Erstling gleich grosse Klasse: Ihr Road-Movie ist umwerfend komisch und herzergreifend schön.
Zu Beginn balanciert Claudia verloren auf dem Brückengeländer, hoch über einem dunkeln Tunneleingang, der im Schwarz endet. In der Mitte des Films geht Claudia am Brückengeländer entlang in die andere Richtung: Nur noch eine kleine Lücke im Geländer böte jetzt Platz um hinunterzuspringen. Aber daran geht sie achtlos vorbei. Sie hat ihre Familie gefunden. Am Ende sitzt Claudia in einer Familie, die nicht die ihre ist – aber: Sie hat sie sich ausgesucht.
Eine junge Frau verliert ihre Mutter, gewinnt eine neue und wird neben ihr selber zu einer Ersatzmutter. Es ist diese starke Frauen- Geschichte, die das Zentrum des Films ausmacht, und ihn in das Grosse des südamerikanischen Erzähl-Kino reiht. Es sind aber auch viele geschickt verbundene narrative Feinheiten, die den Film reich lesbar und zu einem fein verzierten Kunstwerk machen.
Ein Erstlingsfilm – umwerfend
Nichts ist aufdringlich erzählt. Fast alles darf man selber entdecken: Die klagende Katze geht genau dann im Hintergrund durchs Bild, wenn wir vom frühen Tod von Claudias Mutter erfahren. Das Klagen der Katze schliesslich ist nur mehr hörbar, wenn Claudia von allen verlassen allein in der Nacht liegt.
Es sind raffinierte motivische Verknüpfungen von Ton, Bild und Spiel, die den Film zu einer Entdeckungsreise in die Bild- und Tonkunst machen: Bis in die Nebengeschichten hinein erzählt Claudia Sainte-Luce eine eigentlich ganz unspektakuläre Familiengeschichte: Ein Erstling (!) voller Witz und randvoll mit klugen Beobachtungen.
Motivisch geschickt verknüpft
Dabei findet die gestrandete Claudia gar nicht so leicht in ihre neue Zufalls-Familie: Erst will sie gleich wieder weg. Dann kann Sie mit der Freundlichkeit der Familie gar nicht umgehen. Erst nach einer Weile bringt sie dem Jungen in der Familie, Armando, eine Überraschung mit – einen Fisch.
Armando verliebt sich aber nicht in Claudia, obwohl sie ihm erklärt, wie ein Kuss geht. Er sorgt nur einfach für den Fisch – so sehr, dass er ihn auch mit in die Ferien nimmt. Er spielt mit ihm. Er spricht mit ihm. Er tut, was man in dieser Familie tut: Sich umeinander kümmern. Erst als Mutter stirbt, geht der Fisch fast vergessen. Da nimmt ihn Claudia denn auch wieder mit, aber eben auch nur, um wieder zurückzukommen in die Familie. Es ist der titelgebende Katzenfisch.
Die junge Mexikanerin Claudia Sainte-Luce hat gleich mit ihrem ersten Film bewiesen, dass sie auf allen Ebenen der Montage eine einfache Geschichte als ein Geschichtenbuch zu erzählen weiss. Ihr Erstling ist komisch und umwerfend leichthändig. Dabei kann Claudia Sainte-Luce diese vertrauensvolle Frauenwelt nicht nur in Worten erzählen. Sie findet auch die unaufdringlich passenden Bilder dazu. Am Ende ist die verlorene Tochter heimgekehrt. Es wird einem warm ums Herz, zu sehen, wie diese Frauen unbeirrt einander beiseite stehen, frech und listig: Diese Familie hätten wir uns auch ausgesucht.
Der Film läuft zur Zeit in den Kult Kinos