Mehrere europäische Länder wollen im Kampf gegen sexuelle Ausbeutung von Kindern im Tourismus auf ein Onlinemeldeformular aus der Schweiz zurückgreifen. Reisende können mit dem Formular einen Verdacht auf sexuelle Ausbeutung an die Behörden melden.
An einer Konferenz von Vertretern der Polizei, Tourismusbehörden, Hotels und Nichtregierungsorganisationen in Berlin wurde die Ausweitung der Schweizer Kampagne „Nicht wegsehen – www.stopchildsextourismus.ch“ auf den europäischen Raum beschlossen. Dies teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) mit.
Die Kampagne wurde 2010 in der Schweiz vom SECO, dem Bundesamt für Polizei (fedpol) und der Fachstelle ECPAT bei der Stiftung Kinderschutz Schweiz initiiert. Mittlerweile sind vor allem die Nachbarländer Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich an der Schweizer Kampagne interessiert.
Im Zentrum der Berliner Konferenz stand die Ausdehnung auf eine europaweite Sensibilisierungskampagne gegen den Kindersextourismus unter dem Namen „Don’t Look Away“. Konkret soll ein von fedpol und ECPAT entwickeltes Onlinemeldeformular von den Behörden künftig europaweit verwendet werden.
In vielen Sprachen
Das Formular soll auf einer Onlineplattform in vielen Sprachen abrufbar sein. Die Plattform wird mit den Internetseiten der nationalen Strafverfolgungsbehörden verbunden, wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Bei einem Verdacht auf sexuelle Ausbeutung an einem Kind können sich Personen mit dem Formular sofort direkt bei den Behörden melden. Zielpublikum für das Formular sind Mitarbeitende von Reiseagenturen und deren Kunden.
Nur mit einem gemeinsamen Engagement durch Kinderschutzorganisationen, der Reisebranche und Behörden könnten Kinder an Feriendestinationen geschützt werden, sagt Talia Bongni, Leiterin der Schweizer Fachstelle ECPAT, gemäss der Mitteilung.
Das SECO unterstützt nebst dieser Kampagne auch den Tourism Child-Protection Code (www.thecode.org). Dabei handelt es sich um einen Verhaltenskodex für die Reisebranche.
29 Meldungen seit 2010
Seit Einrichtung des Meldeformulars in der Schweiz im Jahr 2010 gingen beim fedpol 29 Meldungen zum Kindersextourismus ein, wie fedpol-Sprecher Stefan Kunfermann auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Zu Verhaftungen sei es gestützt auf die Beobachtungen bislang nicht gekommen.