In den europäischen WM-Halbfinals kommt es heute in Helsinki zu zwei Nachbar-Duellen: Gastgeber Finnland trifft auf Topfavorit Russland, Tschechien spielt gegen „Bruder“ und Aussenseiter Slowakei.
Finnland atmete am Donnerstag tief durch, als Jesse Joensuu im Viertelfinal 8,8 Sekunden vor Schluss den Siegtreffer gegen die USA erzielte. Ein vorzeitiges Aus des Eishockey-begeisterten Gastgebers wäre für die WM-Stimmung, die wegen der hohen Preise und dem Unmut gegenüber dem OK in der Bevölkerung ohnehin nie so richtig aufkam, vermutlich verheerend gewesen. „Danke Jesse“ titelte die grösste Boulevard-Zeitung von Helsinki in übergrossen Buchstaben; Finnland kann weiter vom Titel an der Heim-WM träumen. Die nächste Aufgabe wird für die Finnen aber keineswegs einfacher. Mit Russland wartet im Halbfinal, der unter anderen vom Schweizer Brent Reiber gepfiffen wird, der bisher noch ungeschlagene Topfavorit auf den Titelverteidiger.
Finnland kämpft an diesem Turnier gleich gegen einen doppelten Heimfluch an. In sechs Versuchen kamen die Skandinavier bei den Titelkämpfen vor eigenem Publikum nie über den vierten Platz hinaus. Und seit 1986 hat kein Gastgeber mehr den WM-Titel im eigenen Land gewinnen können. Finnlands Captain Mikko Koivu weiss, wie man Russland richtig wehtut: Vor fünf Jahren hatte der NHL-Profi im WM-Halbfinal in Moskau gegen die Russen das Siegtor zum 2:1 in der Verlängerung erzielt und ein ganzes Land in tiefe Eishockey-Trauer gestürzt.
Diese Schlappe und die Halbfinal-Niederlage im Vorjahr (0:3) ist Motivation genug für die Russen. „Es wird ein hartes Spiel für beide Teams werden. Aber wir sind sehr hungrig“, kündigte Superstar Alexander Owetschkin bei seinem kurzen Medienauftritt in Helsinki an. Der Stürmer der Washington Capitals hatte in seinem ersten Auftritt an dieser WM gegen die Norweger nach nur siebeneinhalb Minuten den ersten Treffer erzielt. Auch ohne Owetschkin haben die Russen davor aber bereits einen äusserst abgeklärten Eindruck hinterlassen.
Für die Halbfinals und die zwei Finalspiele zügelten gestern nicht nur die Russen, sondern auch die Tschechen von Stockholm nach Helsinki. Die Reise in die finnische Hauptstadt nicht mit machte dafür Schweden. Für die Tristesse (und die Schadenfreude in Finnland) beim Co-Gastgeber sorgten die Tschechen, die ebenfalls dank eines späten Tores – Milan Michalek traf 29 Sekunden vor Schluss zum Siegtreffer – in die Top vier einzogen. In den Halbfinals kommt es nun zum „Bruder-Duell“ gegen die Slowaken, die sich überraschend gegen Olympiasieger Kanada durchgesetzt haben.
Helsinki. WM-Halbfinals: Russland – Finnland (13.30 Uhr MEZ) und Tschechien – Slowakei (17.30 Uhr). – Sonntag: Um Rang 3 (15.00 Uhr MEZ) und Final (19.30 Uhr MEZ).