In historische Kostüme gekleidet ist die Zunft der europäischen Nachtwächter und Türmer am Samstagmorgen durch Lausanne gezogen. Das Treffen der Zunft fand zum ersten Mal in der Schweiz statt. Lausanne verfügt noch über einen Türmer, der nächtens die Zeit ausruft.
Der Umzug gehörte zum 27. Treffen der gut hundert Nachtwächter und Türmer aus allen Gegenden Europas. In ihren Kostümen bildeten die Wächter einen Kontrast zum üblichen Marktgeschehen in der Stadt. Sie defilierten an Ständen vorbei, die etwa für einen gerechten Milchpreis warben oder vor den vermeintlichen Lügen des Papstes warnten. Die Wächter erhielten viel Applaus.
Nach einem Aperitiv nahmen die Nachtwächter und Türmer an einem ökumenischen Gottesdienst in der Kathedrale von Lausanne teil. Deren Türmer ist 1405 erstmals urkundlich erwähnt.
Die Aufgabe des Lausanner Türmers war ursprünglich neben dem Ausrufen der Zeit zwischen 22 und 2 Uhr früh, wie er es auch heute noch tut, das Beobachten der Umgebung und das Alarmieren vor nahenden Feinden. Lausanne ist einer der weltweit noch sieben Orte, die über einen solchen historischen Nachtwächter verfügen. Die Tradition ist seit dem Mittelalter ungebrochen.
Einige Städte haben nach einem Unterbruch wieder Nachtwächter eingeführt. Aktuell sind gut hundert Nachtwächter und Türmer aktiv, vor allem in der Schweiz, den Niederlanden, Deutschland, Polen und Skandinavien.