Inmitten der eskalierenden Euro-Krise ist der Rat der Europäischen Zentralbank am Donnerstagmorgen zu seiner mit Spannung erwarteten Zinssitzung zusammengekommen. EZB-Chef Mario Draghi hat höchste Erwartungen an die Konferenz geweckt.
Er kündigte an, im Rahmen seines Mandats „alles Erforderliche“ tun zu wollen, um den Euro zu retten. Marktteilnehmer setzen nun darauf, dass die EZB ihr Programm zum Ankauf von gehandelten Staatsanleihen reaktiviert und damit die unter hohen Zinslasten am Kapitalmarkt ächzenden Schuldenstaaten Spanien und Italien entlastet.
Draghi könnte nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ eine Doppelstrategie zur Bekämpfung der Schuldenkrise vorstellen. Laut der Zeitung sähe die Strategie eine konzertierte Aktion der EZB und des künftigen Euro-Rettungsschirms ESM vor.
Beide Institutionen sollen demnach den Kauf von Staatsanleihen etwa aus Spanien oder Italien koordinieren, um die Zinslast der Länder zu senken. Der ESM würde den Regierungen in kleinerem Umfang direkt Anleihen abkaufen, während die Notenbank zugleich Papiere erwirbt, die bereits auf dem Markt gehandelt werden.
Medienkonferenz mit Spannung erwartet
Aufschluss über die Pläne erhoffen sich Experten, wenn Draghi in Frankfurt um 14.30 Uhr vor die Medien tritt. An der Zinsfront dürften die Hüter des Euro ihr Pulver zunächst trocken halten und den erst im Juli auf 0,75 Prozent gesenkten Leitzins vorerst nicht antasten.
Der noch nicht einsatzfähige dauerhafte Euro-Rettungsfonds ESM soll nach den Worten des finnischen Ministerpräsidenten Jyrki Katainen künftig Staatsanleihen direkt von Krisenländern wie Italien kaufen. Im Gegenzug sollen die Staaten Sicherheiten hinterlegen, sagte Katainen der italienischen Tageszeitung „La Stampa“.
„Wir werden im September Details zu dem zu beschliessenden Mechanismus sehen“, sagte der Ministerpräsident. „Wir könnten ein System von Staatsanleihenkäufen am Primärmarkt haben, das durch echte Garantien abgesichert ist – etwa Staatseigentum.“ Das Kaufprogramm könne über zwei Jahre laufen.