Die Solidarität zwischen den Generationen werde immer anspruchsvoller, sagt die neu gewählte Pro-Senectute-Präsidentin Eveline Widmer-Schlumpf. Umso wichtiger sei, dass man offen über Probleme spreche statt zu polemisieren.
Dies sagte die Alt-Bundesrätin im Gespräch mit der «Samstagsrundschau» von Radio SRF. Widmer-Schlumpf verwies im Interview darauf, dass immer weniger Junge für immer mehr Rentner aufkommen müssen. «Man muss sich bewusst sein, dass die heutigen Rentner in einer Situation sind, die sicher besser ist als was die Jungen erwartet in Bezug auf die AHV und Pensionskasse.»
«Mischt euch ein»
Umso wichtiger sei es, dass sich auch die Jungen in aktuelle Diskussionen einbrächten und an die Urne gingen. «Es geht um eure Zukunft, mischt euch ein!», appellierte Widmer-Schlumpf an die Jungen.
Gleichzeitig erinnerte die Alt-Bundesrätin aber auch daran, dass es der älteren Generation heute zwar finanziell besser gehe als früher, aber längst nicht alle Rentner auf Rosen gebettet seien. Jede achte Person sei im Alter von Armut betroffen. 13 Prozent der Männer und 38 Prozent der Frauen im Pensionsalter hätten einzig eine AHV-Rente. «Das ist nicht sehr viel zum Leben.»
Zudem seien gerade die jüngeren Senioren sehr aktiv, etwa in der Freiwilligenarbeit. «Die Gesellschaft würde verarmen ohne diesen Einsatz.»
«Grosse Reformen möglich»
Der Ton in der aktuellen Diskussion zur Reform der Altersvorsorge mache ihr Sorge, so Widmer-Schlumpf. Doch es sei nicht richtig, dass sich die Generationen überhaupt nicht verstünden. Gerade innerhalb von Familien gebe es sehr viel Verständnis, Grosseltern unterstützten ihre Enkel und umgekehrt.
Zur anstehenden Abstimmung über die Rentenreform sagte Widmer-Schlumpf, sie gehe davon aus, «dass auch grosse Reformen möglich sind.» Auch der Abstimmung zur Einführung der AHV im Jahr 1947 seien jahrzehntelange Diskussionen vorangegangen. Schliesslich habe es die damalige Generation geschafft, ein gutes System ins Leben zu rufen.
In der aktuellen Debatte gelte es zu betonen, dass es um die Sicherung der Altersvorsorge für die kommenden Generationen gehe. «An der Situation der heutigen Rentner ändert sich mit der Reform nicht sehr viel.»