Ein ehemaliger Chefarzt eines Privatspitals in Mailand ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Im Spital wurden aus Profitgier jahrelang überflüssige Operationen durchgeführt. Zwei seiner Assistenten erhielten 30 und 26 Jahre Haft.
Dies berichteten italienische Medien am Donnerstag. Verurteilt wurden die drei Angeklagten in 86 Fällen von schwerer Körperverletzung. Die Mediziner sollen sich durch die überflüssigen Eingriffe an ahnungslosen Patienten um insgesamt 2,5 Millionen Euro bereichert und den Tod von vier Menschen verschuldet haben.
Mehreren Frauen seien in der Klinik „Santa Rita“ Brüste entfernt worden, obwohl eine Gewebeuntersuchung ausgereicht hätte. Anderen Patienten wurden unnötig Lungenflügel entfernt.
Patienten als Einkommensquelle
Abhörmassnahmen hatten die Ermittler 2008 auf die Spur der Betrüger in der 276-Betten-Klinik gebracht, die mit den überflüssigen Operationen ihr Gehalt monatlich auf bis zu 27’000 Euro aufgestockt haben sollen. „Die Patienten wurden als Einkommensquelle benützt“, klagten die Staatsanwälte.
In einem Fall sei einer 18-Jährigen mit Knoten in der Brust diese operativ entfernt worden, um höhere Versicherungsrückzahlungen zu erhalten. Oftmals seien die chirurgischen Eingriffe ohne das Einverständnis der Patienten oder des betreuenden Arztes vorgenommen worden.
Der 50-jährige Chefarzt, der erstinstanzlich im Jahr 2010 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war, hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen. Ihm sei es immer nur um das Wohl der Patienten gegangen, gab er an. Er hatte lediglich zugegeben, dass einige Operationen „nicht angebracht gewesen seien.“