Um den Frauenanteil in Verwaltungsräten zu erhöhen, würde Antoinette Hunziker-Ebneter, Ex-Chefin der Schweizer Börse, eine befristete Frauenquote begrüssen. Nach einer solchen „Geburtshilfe“ müssten sich dann die Verwaltungsrätinnen für eine Diversität einsetzen.
Konkret stellt sich Hunziker-Ebneter gemäss eines Interviews in der Zeitung „Zentralschweiz am Sonntag“ eine Regelung vor, die kotierten Unternehmen während fünf Jahren im Verwaltungsrat ein Frauenanteil von mindestens 30 Prozent vorschreiben würde. Erfülle das Unternehmen die Quote nicht innert drei Jahren, würde es dekotiert oder in ein anderes Handelssegment fallen.
Hunziker-Ebneter, die heute die von ihr mitgegründete Vermögensverwaltungsfirma Forma Futura leitet, glaubt aber nicht, dass die Männerdominanz in den Handelsräumen und Führungsetagen grundsätzliche Ursache für die Verfehlungen der Finanzbranche ist, wie sie etwa bei der UBS beim Libor-Skandal sichtbar wurden. Es gebe Frauen wie Männer, die zu viele Risiken eingingen, weil sie diese nicht beachteten, nur Chancen sähen und an ihren Bonus dächten.
Konstruktive Kritiker entscheidend
Für Hunziker-Ebneter handelt es sich dabei auch um eine Führungsfrage: Die Reflexionsfähigkeit der Mitarbeitenden sei in Finanzinstituten oft nicht gefragt, Ja-Sagen und Mitrennen würde belohnt. Jene, die kritisch hinterfragen, gälten dagegen als Systemkritiker. „Dabei ist es für die langfristig erfolgreiche Führung eines Unternehmens entscheidend, die konstruktiven Kritiker anzuhören“, so Hunziker-Ebneter.
Dass der Chef der UBS-Investmentbank, Andrea Orcel, sich vergangene Woche vor einem britischen Parlamentsausschuss für mehr Frauen in den Handelsräumen der Bank ausgesprochen hat, führt Hunziker-Ebneter darauf zurück, dass Orcel vermutlich Susan Kramer gefallen wollte, dem einzigen weiblichen Mitglied des Parlamentsausschusses. Ansonsten hätte er in den vergangenen Jahren bei seinen verschiedenen Arbeitgebern die Diversität in den Handelsräumen ja ändern können.