Im Zusammenhang mit der Neonazi-Mordserie in Deutschland sitzt nun auch ein früherer NPD-Funktionär als mutmasslicher Helfer der Zwickauer Terrorzelle in Untersuchungs-Haft. Der am Dienstag in Jena Festgenommene steht laut Bundesanwaltschaft im Verdacht der Beihilfe zu sechs Morden und einem Mordversuch.
Der 36-jährige W., der Berichten zufolge Vize der rechtsextremen Partei NPD in Thüringen war, soll den Zwickauer Terroristen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe 2001 oder 2002 eine Schusswaffe und Munition verschafft haben.
Waffe und Munition soll W. einem Kurier übergeben haben, der sie zu der Zelle nach Zwickau brachte. Dabei soll W. billigend in Kauf genommen haben, dass die Schusswaffe für rechtsextreme Morde verwendet werden könnte.
Erst am Donnerstag war ein mutmasslicher Helfer der Gruppierung festgenommen worden. Der 32-Jährige aus Sachsen soll unter anderem das menschenverachtende Propaganda-Video hergestellt haben, in dem sich der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) zu neun Morden bekennt.
Nach bisherigen Erkenntnissen soll W. seit 1995 in rechtsextremen Kreisen in Thüringen aktiv gewesen sein. Der 36-Jährige soll Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe auch bei deren Untertauchen 1998 und danach finanziell unterstützt haben.
Morde und Sprengstoffanschläge
Auf das Konto der Zelle soll die bundesweite Mordserie an Migranten in den Jahren 2000 bis 2006 gehen. Ausserdem steht die Terrorgruppe im Verdacht, 2007 in Heilbronn eine Polizistin erschossen und deren Kollegen schwer verletzt zu haben. Die Zelle soll zudem 2001 und 2004 zwei Sprengstoffanschläge mit insgesamt 23 Verletzten in Köln verübt haben.
Das aus Thüringen stammende Neonazi-Trio hatte zuletzt unbehelligt im sächsischen Zwickau gelebt. Böhnhardt und Mundlos waren am 4. November nach einem gescheiterten Banküberfall in Eisenach tot aufgefunden worden.
Neben der 36-jährigen Zschäpe als einziger Überlebender des Trios und dem nun festgenommenen W. sitzen mit zwei weitere mutmassliche Terrorhelfer in Untersuchungshaft.