Der ehemalige US-Verteidigungsminister Robert Gates hat in einem Buch scharfe Kritik an Präsident Barack Obamas Afghanistan-Politik geübt. Der 2011 zurückgetretene Republikaner wirft Obama vor, einzig den Truppenabzug aus Afghanistan zum Ziel zu haben.
Obama habe seinen Kommandeuren nicht vertraut und nicht an seine eigene Strategie der zeitweiligen Truppenaufstockung im Kampf gegen die Taliban geglaubt, heisst in dem Buch, aus dem US-Medien am Dienstag (Ortszeit) Auszüge veröffentlichten. Das Buch mit dem Titel «Duty: Memoirs of a Secretary at War» soll kommende Woche erscheinen.
Obama habe nur das eine Ziel: Die Truppen aus Afghanistan abzuziehen, schreibt Gates. Zudem hält Gates dem Präsidenten den Angaben zufolge extrem scharfe Zentralisierung und Kontrolle in Sicherheitsfragen vor – stärker als in den Zeiten von Präsident Richard Nixon.
Gates hatte von 2006 bis 2009 dem republikanischen Präsidenten George W. Bush gedient. Obama beliess den Republikaner nach seinem Amtsantritt zunächst im Amt, 2011 ging der heute 70-jährige Gates in den Ruhestand.
Die Vorwürfe aus dem Ruhestand überraschen. Gates galt bisher als loyal. In ersten Kommentaren hiess es, Gates hätte angesichts solcher Vorhaltungen gegen den Präsidenten eher zurücktreten müssen, als jetzt nachzutreten.
Misstrauen in eigene Strategie
Gates wirft Obama den Angaben zufolge zudem vor, er hege eine Antipathie gegen den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. «Der Präsident vertraut seinen Kommandanten nicht, er kann Karsai nicht ausstehen, glaubt nicht an seine eigene Strategie und betrachtet den Krieg nicht als seinen eigenen», heisst es in Auszügen in der «Washington Post».
Obama habe vor allem daran gezweifelt, dass die von ihm nach seinem Amtsantritt 2009 angeordnete Truppenverstärkung um rund 30’000 Soldaten zum Erfolg führe.
Mit Blick auf den geplanten Truppenabzug aus Afghanistan heisst es demnach über Obama wörtlich: «Für ihn geht es nur darum, herauszukommen.» Es ist das erklärte Ziel der USA und der NATO-Partner, bis Ende 2014 die Soldaten vom Hindukusch abzuziehen. Lediglich zu Ausbildungs- und Beratungszwecken sollen noch Truppen im Land bleiben.
Allerdings richtete Gates auch Vorwürfe an Bush, der nach den Terrorangriffen 2001 den Afghanistan-Einmarsch angeordnet hatte. Mit Blick auf den von Bush erhofften Wandel in dem Land meint Gates den Angaben zufolge, seine Ziele seien «auf peinliche Weise ehrgeizig und historisch naiv» gewesen.