Ex-Präsident der Elfenbeinküste an Strafgericht überstellt

Der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in seinem Heimatland beschuldigte Ex-Präsident der Elfenbeinküste Laurent Gbagbo ist am frühen Mittwochmorgen an den internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag überstellt worden.

Gegen Laurent Gbagbo ist ein Haftbefehl ausgestellt worden (Archiv) (Bild: sda)

Der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in seinem Heimatland beschuldigte Ex-Präsident der Elfenbeinküste Laurent Gbagbo ist am frühen Mittwochmorgen an den internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag überstellt worden.

Ein Flugzeug mit dem 66-jährigen Laurent Gbagbo an Bord landete kurz vor 04.00 Uhr auf dem Airport Rotterdam-Den Haag, wie die niederländischen Behörden bestätigten. Die Auslieferung Gbagbos an den IStGH nach monatelangem Hausarrest in der Elfenbeinküste hatte am Dienstag der dortige stellvertretende Generalstaatsanwalt Dje Noel bekanntgegeben.

Gbagbo muss sich in insgesamt vier Anklagepunkten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in seinem Heimatland verantworten, teilte der Haager Chefankläger Luis Moreno-Ocampo mit.

Nach Überzeugung der Ermittler ist Gbagbo „individuell strafrechtlich verantwortlich“ zu machen für „Morde, Vergewaltigungen und andere Formen sexueller Gewalt, Verfolgung und andere unmenschliche Handlungen auf dem Gebiet der Elfenbeinküste zwischen dem 16. Dezember 2010 und dem 12. April 2011“.

Der Ex-Präsident wurde nach seiner Landung in das Untersuchungsgefängnis des IStGH im Haager Vorort Scheveningen gebracht. Gbagbo soll in Kürze zu einer ersten Anhörung vor der für seinen Fall zuständigen Kammer unter Leitung von Richterin Silvia Fernández de Gurmendi erscheinen, teilte der IStGH weiter mit.

„Hinreichende Gründe“ für Anklage

Gbagbo hatte sich nach seiner Wahlniederlage im November 2010 geweigert, seinem gewählten Nachfolger im Präsidentenamt, Alassane Ouattara, die Macht zu übergeben.

Bis zur Festnahme Gbagbos im April 2011 waren in den bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen nach unterschiedlichen Angaben mindestens 1000 Menschen, möglicherweise sogar mehr 3000, zum Opfer gefallen. Nach UNO-Schätzungen könnte der Ex-Präsident für den Tod von mindestens 325 Menschen verantwortlich gemacht werden.

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