Der frühere UBS-Manager Raoul Weil veröffentlicht am kommenden Freitag seine Memoiren. Im Buch «Der Fall Weil» zeichnet der ehemalige Chef der weltweiten Vermögensverwaltung das Bild eines unbescholtenen Managers, der von der US-Steuerbehörde missbraucht wurde.
Das 368 Seiten dicke Buch «Der Fall Weil» besteht grösstenteils aus Tagebuchnotizen und Prozessaufzeichnungen, ergänzt mit Hintergrundinformationen zum Steuerstreit zwischen der Schweiz und den USA.
Raoul Weils Prozess endete am 3. Novmeber 2014 mit einem Freispruch. Angeklagt war er von der US-Justiz wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung.
Die damaligen Praktiken der UBS in den USA wurden gemäss Weil nicht von der Chefetage orchestriert, sondern gingen auf einzelne Kundenberater zurück. Neben der Schweizer Justiz geht Weil mit den früheren Arbeitskollegen bei der UBS hart ins Gericht.
Auch vom Kronzeugen der US-Staatsanwaltschaft, Martin Liechti, ist die Rede. Sein Name wurde im Buch in Dieter Dunkel geändert. Der frühere Chef des amerikanischen Offshore-Geschäfts wurde 2008 von den US-Behörden unter Hausarrest gestellt und zur Kooperation gezwungen. Im Austausch gegen eine detaillierte Zeugenaussage gegen seinen ehemaligen Chef Weil kam er jedoch auf freien Fuss.
Wie im Buch zu erfahren ist, geriet das Protokoll der Aussage Liechtis aufgrund eines Missgeschicks des US-Justizdepartements bereits vor Prozessbeginn in die Hände der Verteidigung. Weil beschreibt diesen Moment als wichtigen Etappensieg. Seine Anwälte hätten dadurch die Hauptangriffsargumente gegen ihn auf dem Tisch gehabt.
Die Beschreibung des eigentlichen Prozesses vor dem Gericht in Fort Lautherdale, der drei Wochen dauerte und bei dem Weil einstimmig von der Anklage der Verschwörung zum Zweck des Steuerbetrugs freigesprochen wurde, fördert wenig Neues zu Tage. Das meiste ist bereits aus der Prozessberichterstattung der Medien bekannt. Interessant ist aber die persönliche Perspektive Weils.
Weil hält fest, dass es ihm mit seinem Buch nicht um eine persönliche Abrechnung mit den involvierten Personen gehe. Vielmehr gehe es ihm darum «jene Facetten zu schildern die in der öffentlichen Berichterstattung auf der Strecke blieben.» Und weiter: «Das Schreiben hielt mich im Knast über Wasser. Mit jeder geschriebenen Seite konnte ich Ballast abwerfen und die Geschehnisse verarbeiten.»