Ein internationales Team von 200 Experten hat mit der Identifizierung der Opfer des Absturzes von Flug MH17 begonnen. In der Ostukraine erhalten Ermittler auch eine Woche nach dem mutmasslichen Abschuss der Passagiermaschine keinen ungehinderten Zugang zum Absturzort.
«Der Prozess der Identifizierung kann lange dauern», sagte der Sprecher des Forensischen Teams der niederländischen Polizei (LTFO), Arie de Bruin, am Donnerstag in Bunnik bei Utrecht. Er warnte vor falschen Erwartungen, dass man wie in der US-Krimiserie «CSI innerhalb einer halben Stunde alle Informationen sammeln kann und ein DNA-Match hat.»
In dem Team arbeiten 120 Niederländer und 80 Experten aus Deutschland, Belgien, Grossbritannien, Australien, Indonesien, Neuseeland und Malaysia zusammen. Nachdem die ersten 40 Opfer am Mittwochabend in einer Kaserne in Hilversum eingetroffen waren, hatte die Identifizierung begonnen.
Am Donnerstag traf eine niederländische Hercules-Maschine und ein australisches Frachtflugzeug mit insgesamt 74 Särgen an Bord in Eindhoven ein. Das LTFO leitet die Identifizierung aller Opfer. Polizeibeamte sammeln zur Zeit in allen Herkunftsländern der 298 Opfer Informationen und DNA-Proben.
Die Identifikation verläuft nach dem Protokoll der internationalen Polizei Interpol in fünf Phasen: 1. Fingerabdrücke. 2. Äusserliche Merkmale wie Kleidung oder Tätowierungen. 3. DNA-Analyse. 4. Gebisskontrolle. Zuletzt werden alle Informationen noch einmal kontrolliert.
Kämpfe verhindern Augenschein
Noch immer keinen vollständigen Zugang zum Absturzort der malaysischen Passagiermaschine erhielten die internationalen Experten. «Die Experten sind noch immer in Kiew und Charkow, sie konnten sich aus Sicherheitsgründen nicht zum Absturzort begeben», teilte die niederländische Sicherheitsbehörde OVV mit, die die Untersuchungen leitet.
Nach einem Vorschlag Australiens soll nun eine UNO-Truppe die Gegend sichern. 50 australische Polizisten wurden am Donnerstag in Erwartung einer solchen Mission nach London geschickt.
Der australische Premierminister Tony Abbott holte sich nach eigenen Angaben in einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dessen Unterstützung für das Vorhaben ein. Aussenministerin Julie Bishop flog mit ihrem niederländischen Amtskollegen Frans Timmermans nach Kiew, um auch die ukrainische Regierung dafür zu gewinnen.
Flugschreiber nicht manipuliert
Die Boeing 777 von Malaysia Airlines war am Donnerstag vergangener Woche mit 298 Menschen an Bord abgestürzt. Inzwischen haben die Rebellen die Flugschreiber der Maschine an die internationalen Ermittler übergeben.
Das OVV leitete diese an Experten in Grossbritannien weiter. Diese stellten bei einer ersten Untersuchung des Cockpit-Stimmenrecorders fest, dass das Gerät zwar beschädigt ist. Es weise aber keine Zeichen von Manipulation auf, erklärte das OVV.
Die Daten aus dem Stimmenrecorder seien «erfolgreich heruntergeladen» worden. Sie müssten nun weiter «analysiert und untersucht» werden. Am Donnerstag begannen die Experten in Grossbritannien auch mit der Untersuchung des Flugdatenschreibers.