Kurz vor den Gedenkfeiern zum zehnten Todestag des früheren Palästinenserpräsidenten und Fatah-Gründers Jassir Arafat sind im Gazastreifen Sprengsätze vor Häusern und Autos von Fatah-Mitgliedern detoniert. Verletzt wurde offenbar niemand.
Mindestens zehn Sprengsätze explodierten vor den Häusern und Autos von Mitgliedern der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Betroffen war auch der Gouverneur von Gaza-Stadt, Abdallah Frangi. Die Eingangstür seines Hauses wurde weggesprengt. Angaben über Verletzte gab es zunächst nicht.
Auch die Bühne für die Gedenkfeiern zum Todestag Arafats war Ziel der Bombenanschläge. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass im Gazastreifen öffentlich des Todes von Arafat am 11. November 2004 gedacht werden soll.
Die Fatah und die radikal-islamische Hamas verurteilten die Explosionen, zu denen sich zunächst niemand bekannte. Ein Fatah-Sprecher machte laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan die Hamas verantwortlich und sprach von einer «feigen» Tat. Ziel der Anschläge sei es, die Gedenkfeiern zum Todestag Arafats zu sabotieren.
In einer von Maan verbreiteten Fatah-Stellungnahme hiess es, die Vorfälle seien «eine weitere Tötung des Geistes von Präsident Arafat und des Versuchs der nationalen Befreiung, für die er stand».
Besuch der EU-Aussenbeauftragten Mogherini
Der Chef der palästinensischen Einheitsregierung, Rami Hamdallah, sagte einen für Samstag geplanten Besuch im Gazastreifen ab. Dort sollte er mit der EU-Aussenbeauftragten Federica Mogherini zusammentreffen.
Nach Angaben eines EU-Sprechers soll Mogherinis Besuch im Gazastreifen wie geplant stattfinden. Das Treffen mit Hamdallah soll demnach nun am Samstagabend in Ramallah im Westjordanland stattfinden.
Mogherini hält sich derzeit zu ihrem ersten Besuch als EU-Aussenbeauftragte in der Region auf. In Jerusalem warnte sie am Freitag vor einer Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern, sollten die Friedensbemühungen nicht vorangetrieben werden.
«Wenn wir an der politischen Front keine Fortschritte machen, riskieren wir, erneut in Gewalt zu versinken», sagte Mogherini. Zugleich kritisierte sie den israelischen Siedlungsbau in den besetzten Palästinensergebieten. Dieser sei ein Hindernis für die Friedensbemühungen.
Gewalt ohne Ende
In Jerusalem gibt es seit Monaten gewaltsame Ausschreitungen zwischen Sicherheitskräften, Palästinensern und jüdischen Nationalisten. Jede Woche kommt es in Brennpunktvierteln im arabischen Ostteil Jerusalems und in der Altstadt zu Strassenschlachten, zuletzt wurden zudem mehrere Attentate verübt.
Erst am Mittwoch hatte ein Palästinenser drei Grenzpolizisten überfahren und war dann mit seinem Wagen in eine Menschenmenge gerast. Anschliessend schlug er mit einer Eisenstange auf Passanten ein, bevor er von Sicherheitskräften erschossen wurde. Ein Polizist wurde getötet, ein zweites Opfer starb am Mittwoch im Spital.
Angeheizt wird die Lage in der Stadt auch durch den Streit um den Tempelberg, der Muslimen und Juden heilig ist. Derzeit ist es nur Muslimen erlaubt, dort zu beten.
Jüdische Ultranationalisten wollen dies ändern. Am Donnerstag stoppte die israelische Polizei einen Protestmarsch jüdischer Extremisten zum Tempelberg.