EZB beginnt im Juni mit Ankauf von Firmenanleihen

Der EZB-Rat belässt den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, auf dem Rekordtief von null Prozent. Um der schleppenden Wirtschaft zusätzlichen Schub zu verleihen betinnt die EZB ab Juni mit dem Kauf von Firmenanleihen.

EZB-Chef Mario Draghi während der Medienkonferenz in Frankfurt (Bild: sda)

Der EZB-Rat belässt den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, auf dem Rekordtief von null Prozent. Um der schleppenden Wirtschaft zusätzlichen Schub zu verleihen betinnt die EZB ab Juni mit dem Kauf von Firmenanleihen.

Dabei wird die Europäische Zentralbank (EZB) auch Papiere von Versicherern erwerben. EZB-Chef Mario Draghi sagte am Donnerstag nach der Ratssitzung in Frankfurt, die Bonds müssten allerdings eine gewisse Bonität aufweisen.

Insbesondere Lebensversicherer klagen derzeit über die Nullzinspolitik der EZB. Sie haben Probleme, die ihren Kunden zugesagten Renditeversprechen einzulösen. Die EZB will ab Juni auch Bonds von Unternehmen ausserhalb des Bankensektors erwerben.

Draghi sagte, es sollten Papiere mit einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren gekauft werden. Als Obergrenze für die Käufe nannte er 70 Prozent des Emissionsvolumens. Diese Geschäfte sollen mit dazu beitragen, dass die EZB bei ihren Anleihenkäufen ein monatliches Volumen von 80 Milliarden Euro erreicht.

Das gesamte Wertpapier-Kaufprogramm der EZB ist inzwischen auf 1,74 Billionen Euro angelegt. Die Währungshüter wollen damit der Konjunktur im Währungsraum auf die Sprünge helfen und die aus ihrer Sicht viel zu niedrige Inflation nach oben treiben. Banken sollen aus dem Anleihenmarkt verdrängt werden und Gelder lieber als Kredite an die Wirtschaft geben.

Unverändert

Die Geldpolitik der EZB bleibt unverändert. Dies gilt für den Leitzins bei Null Prozent sowie den Strafzins für Geld, das Finanzinstitute über Nacht bei der Notenbank parken. Er beträgt weiterhin 0,4 Prozent.

Beobachter hatten nicht mit einer Änderung der Geldpolitik bei der Ratssitzung am Donnerstag gerechnet. Denn erst im März hatten die Währungshüter ihren Kurs im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche massiv verschärft.

Bislang kommt das viele billige Zentralbankgeld nicht im gewünschten Mass in der Wirtschaft an. Die Wirtschaft im Euroraum erholt sich nur schleppend, die Inflation ist nach wie vor im Keller.

Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Konsumenten könnten Anschaffungen aufschieben, weil sie erwarten, dass es bald noch billiger wird. Die EZB strebt daher mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an – weit genug entfernt von der Nullmarke.

Die ultralockere Geldpolitik der Notenbank ist allerdings umstritten. Vor allem aus Deutschland hagelte es zuletzt Kritik. Unionspolitiker warfen der EZB vor, sie enteigne die deutschen Sparer.

Nächster Artikel