Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt ungeachtet steigender Inflationsraten auf Billiggeld-Kurs. Banken bekommen frisches Zentralbankgeld weiterhin zu null Prozent Zinsen.
Der Rat der Notenbank hielt den Leitzins bei seiner Sitzung am Donnerstag in Frankfurt wie erwartet auf diesem Rekordtief.
Parken Finanzinstitute überschüssiges Geld bei der EZB, müssen sie dafür nach wie vor 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Zugleich kauft die Notenbank weiterhin monatlich Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Milliardenvolumen.
Im Februar war die Inflation im Euroraum getrieben vor allem von hohen Energiepreisen erstmals seit vier Jahren wieder auf zwei Prozent gestiegen. Die EZB strebt eine nachhaltige Rate von knapp unter 2,0 Prozent an. Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass die Teuerung vorerst ihren Höhepunkt erreicht hat und der Ölpreis-Effekt im Laufe des Jahres nachlassen wird.
Im Kampf gegen niedrige Inflation und Konjunkturschwäche hat die Notenbank ihre Geldschleusen weit geöffnet. Erst im Dezember verlängerte sie ihr seit März 2015 laufendes Kaufprogramm für Staatsanleihen und Unternehmenspapiere um weitere neun Monate bis mindestens Ende 2017 – wenn auch ab April nur noch 60 Milliarden statt 80 Milliarden Euro monatlich fliessen sollen.
Das viele billige Geld soll im Idealfall die Konjunktur ankurbeln und auch die Teuerung anheizen. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Konjunkturrisiko. Unternehmen und Konsumenten könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird. Das könnte die Wirtschaftsentwicklung abwürgen.
Politiker und Ökonomen in Deutschland forderten nach dem jüngsten Anstieg der Teuerung, die EZB müsse jetzt das Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik einläuten. «Die EZB sollte ihre Geldflut eindämmen, sonst besteht die Gefahr, dass sie über ihr Ziel hinausschiesst», mahnte Ifo-Chef Clemens Fuest. Sparer leiden seit Jahren unter den extrem niedrigen Zinsen – wobei andererseits Kreditnehmer profitieren.