Mit sozialen Webseiten erhalten auch Menschen über 60 Jahren erfolgreich ihre Sozialkontakte aufrecht – etwa nach der Pensionierung oder bei eingeschränkter Mobilität. Dies haben Forscher aus der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland im Projekt «Third Age Online» (TAO) festgestellt.
Doch noch würden viele «Online-Communities» wie Facebook oder Wikipedia den Älteren zu wenig klar machen, was der Nutzen einer Mitgliedschaft sein könnte, bemängelten die Forscher am Montag in einer Mitteilung der Berner Fachhochschule (BFH).
«Technische Probleme sind nicht ausschlaggebend», erklärte Studien-Mitautorin Karen Torben-Nielsen von der BFH der Nachrichtenagentur sda. «Online Medien werden nur dann interessant, wenn sie in das Leben der älteren Menschen passen.» Etwa, dass diese Fotos der Familie ansehen oder Informationen über ihre Hobbys sammeln können.
Senioren ins Internet führen
Die Wissenschaftler der BFH und ihre Kollegen im Ausland haben während drei Jahren das europäische Projekt «Third Age Online» durchgeführt. Dazu wurden insgesamt etwa 3900 Personen ab 60 Jahren zu ihrer Internetnutzung befragt. Dabei zeigte sich, dass ältere Menschen durch Online-Angebote durchaus an Lebensqualität gewinnen und sich im virtuellen Raum wohlfühlen können.
Näheres dazu haben die Berner Forscher bei ihren Teilprojekten herausgefunden. Sie haben beispielsweise die Internet-Kurse «Freie Fahrt ins Internet» der Schweizer Plattform seniorweb.ch für ältere Leute wissenschaftlich begleitet und diverse breit genutzte soziale Webseiten wie Facebook analysiert.
Fremdsprache Englisch ist Hürde
Die Auswertung von 110 Fragebögen, 22 respektive 18 Einzelinterviews sowie Gruppengesprächen (focus groups) zeigte auf, dass die älteren Personen vor allem über ihre Interessen und nicht über ihr Alter angesprochen werden wollen. Sie wünschen sich zudem eine klare Nutzerführung bei der Anmeldung und Nutzung der Webseiten, und sie legen Wert auf Sicherheit und Privatsphäre.
Die Berner Forscher entwickelten weiter einen Test, der aufzeigt, inwiefern eine Webseite für ältere Menschen geeignet ist. Zum Beispiel ist die «Internetsprache» Englisch dabei ein Problem. Um Online-Communities darin zu unterstützen, für ältere Menschen attraktiver zu werden, hat das TAO-Team nun ein Online-Handbuch entwickelt.
Inhaltlich sind für Senioren Online-Communities interessant, die entweder auf soziale Kontakte, wie Seniorweb, oder auf Wissenstransfer wie Wikipedia fokussieren, schrieb die BFH. Andere genutzten Angebote betreffen Freiwilligenarbeit oder erlauben es, Treffen im wirklichen Leben zu organisieren.
Kontakte pflegen bei Krankheit
Marie-Theres Bitzi, 70, hat zum Beispiel ihre alten Klassenkameradinnen dank dem Internet wiedergefunden. Auch Kontakte zu Familie und Freunden pflege sie damit, sagt sie in der Mitteilung. Vor allem für später, wenn sie nicht mehr so mobil sein sollte, sei das Internet wertvoll, sagte Bitzi, die als Freiwillige bei den Kursen «Freie Fahrt ins Internet» geholfen hat.
«Wenn Online-Communities älteren Menschen dienen, werden sie von diesen auch genutzt», ist das Fazit von Jonathan Bennett, Professor am Institut Alter der BFH. Doch bis heute gelinge es noch den wenigsten Online-Communities, den älteren Nutzern klar mitzuteilen, was es diesen nützt, sich dem Angebot anzuschliessen, schrieb die BFH.