Seit Jahren halten sich hartnäckig Spekulationen über ein Facebook-Handy. Doch Gründer Mark Zuckerberg hat einen anderen Plan: Mit einer neuen Software können alle Nutzer ihr Android-Smartphone zum Facebook-Telefon machen.
Facebook-Gründer Zuckerberg stellte am Donnerstag eine Erweiterung für das führende Smartphone-System Android vor, die Informationen von Facebook-Freunden in den Mittelpunkt stellt. Installiert man die Facebook-Software, schiebt sich das soziale Netzwerk ganz in den Vordergrund.
Gerätehersteller werden eingeladen, die Zusatz-Software mit dem Namen «Facebook Home» bereits ab Werk zu installieren. Als erstes Smartphone dieser Art wurde das neue Modell HTC First vorgestellt.
Ein Telefon mit Facebook Home präsentiert auf dem Startbildschirm gleich auf den ersten Blick Neuigkeiten aus dem Freundeskreis sowie direkten Zugang zu Facebook-Funktionen. In diesem «Cover Feed» werden Bilder und neue Einträge der Freunde bildschirmfüllend angezeigt. Der Nutzer kann direkt Bilder kommentieren oder Nachrichten von Freunden beantworten.
Ausserdem tauchen Hinweise auf Nachrichten oder Internet-Anrufe aus dem Facebook-Messagingdienst am Bildschirmrand auf, auch wenn der Handynutzer sich gerade in einer anderen App bewegt. Man sieht dann ein kreisrundes Foto des Gesprächspartners ständig im Vordergrund und kann durch Antippen eine Unterhaltung starten oder fortsetzen. Diese Funktion nennt Facebook «Chat heads».
«Menschen im Mittelpunkt»
Facebook habe sich gefragt: «Wie wäre es, wenn ein Handy nicht um Apps herum aufgebaut ist, sondern Menschen in den Mittelpunkt stellt?», erläuterte Zuckerberg. «Wir entwickeln kein Telefon und kein neues Betriebssystem», betonte er. Android sei als Betriebssystem so offen, dass Facebook die zusätzlichen Funktionen einbetten konnte.
Im geschlossenen iPhone-System ginge das nur unter Einbeziehung von Apple, betonte der zuständige Chefentwickler Corey Ondrejka. Ob es dazu Kontakte zwischen Facebook und Apple gibt, sagte er nicht.
Die Facebook-Home-Software wird in den USA vom 12. April an verfügbar sein, kurz darauf auch weltweit. Sie kann ausser auf dem neuen HTC First zunächst auf fünf Geräten genutzt werden, die schon auf dem Markt sind, darunter Samsungs Galaxy S3 und Galaxy Note II sowie das Smartphone HTC One.
Weitere Geräte und auch Tablet-Computer sollen mit der Zeit bei monatlichen Aktualisierungen der Software hinzukommen, sagte Ondrejka. Zunächst habe man den Kreis auf neuere Modelle beschränkt, auf denen die App garantiert gut laufe. Für die Gerätehersteller eröffnete das Unternehmen das «Facebook Home»-Programm, damit sie die Software vorinstallieren können.
Immer mehr Zugriffe übers Handy
Facebook hat mehr als eine Milliarde Mitglieder, immer mehr von ihnen greifen inzwischen vom Smartphone aus auf den Dienst zu. Das Online-Netzwerk richtet sein Geschäft entsprechend stärker auf die mobilen Geräte aus.
«Wir denken, dass es die bisher beste Version von Facebook ist», sagte Zuckerberg. Damit zeigt sich Facebook auch überzeugt, dass es die Umsätze auf Werbung auf mobilen Geräten schnell genug steigern kann.