Die Eltern des neuen Bundesrats, sein Bruder und einige Freunde haben die Wahlen gemeinsam in Bursins VD verfolgt. «Er wird das Beste für das Land machen», sagte Guy Parmelins Vater Richard. Mutter Jeannine brauchte eine Weile, um die Geschehnisse zu begreifen.
Das Leben der Familie Parmelin spielt sich auf dem Familiengut im südlichen Teil des 764-Seelen-Dorf Bursins in der Waadtländer Weinbauregion La Côte ab. Auf dem Hof wohnen die Eltern in einem Haus, Guy und sein Bruder Christophe in einem anderen. Während Guy Parmelin mit seiner Frau im Parterre wohnt, lebt der jüngere Bruder im ersten Stock des Hauses.
Am Esstisch von Christophe versammelte sich die Familie zum Apéro, als Guy Parmelin kurz vor Mittag im dritten Wahlgang mit 138 von 237 gültigen Stimmen zum Bundesrat gewählt wurde. Nach der Wahl wurde mit Weisswein aus dem Gut der Familie angestossen.
Noch nicht realisiert hatte die Wahl Guy Parmelins dessen Mutter Jeannine, die erst zum entscheidenden Wahlgang zur Runde gestossen war. Es sei, als höre man die Geschichte von jemand ganz anderem, aber «es ist doch unser Junge», der nun Bundesrat geworden sei.
Nachfolge im Landwirtschaftsbetrieb gesucht
Christophe Parmelin wünschte seinem Bruder alles Gute und viel Glück im Amt als erster SVP-Bundesrat der Westschweiz. Er zeigte sich erfreut, dass die Vereinigte Bundesversammlung einem gelernten Landwirt das Vertrauen schenkte.
Dieser werde seine Aufgabe sehr gut erfüllen. Für den 53-jährigen Bruder bringt die Wahl allerdings auch viel Arbeit. Bis Ende Jahr muss er die Verwaltungsarbeiten für den Landwirtschaftsbetrieb neu regeln.
Bisher hatte dies Guy Parmelin übernommen. Er war wegen der Politik allerdings nur noch 20 Prozent auf dem Hof tätig. «Wird haben nun bis am 31. Dezember mit dem Weihnachtsfest dazwischen sehr wenig Zeit dafür», sagte Christophe Parmelin.
«Wir müssen das zuerst mal verdauen»
Das Familiengut ist 36 Hektaren gross, darunter fünf Hektaren Weinreben. Bisher wurde jedoch kein Wein auf den Markt gebracht, sondern die 3000 Flaschen pro Jahr an Familie, Freunde und Bekannte vertrieben.
«2015 sei ein aussergewöhnlich gutes Weinjahr, und nun wird es für uns als doppelt spezielles Jahr in Erinnerung bleiben», sagte Bruder Christophe. «Obwohl wir noch gar nicht gegessen haben, müssen wir das nun zuerst einmal verdauen», sagte Vater Richard Parmelin.
Ein Tag wie jeder andere in Bursins
Im Dorf Bursins blieb es am Mittwoch trotz der Bundesratswahl ruhig und gemächlich wie immer. Es gab weder eine Live-Übertragung in einer der drei Gaststätten des Dorfes, noch waren diese besonders gut besucht.
Er habe keinen Fernseher, erklärt Jean-Michel Colin, Patron der Auberge du soleil. Guy Parmelin kommt in seiner Herberge ein bis zweimal pro Woche auf einen Kaffee vorbei. Noch diesen Morgen schickte Colin dem Kandidaten in einer Kurznachricht: «Guy, du wirst gewählt». Parmelin habe sich die Zeit genommen, ihm zu antworten: «Herzliche Grüsse und merci.»
Die Gemeinde liess Fahnen aufhängen, um ihren Bundesrat zu feiern. Die Glocken der Kirche läuteten allerdings nicht wie geplant, weil derzeit renoviert wird. Für den offiziellen Empfang am 17. Dezember sollten sie aber bereit sein.