In der Schweiz gibt es keinen Generationenkonflikt. Zu diesem Schluss kommt der Sozialbericht 2012. Er zeigt auf, dass Familienbande über die Generationen hinweg wichtig sind. Ausserhalb der Familie jedoch leben junge und alte Menschen aneinander vorbei.
So haben beinahe 60 Prozent der jungen Erwachsenen keine Bekannten, die über 70 Jahre alt sind. Diese Distanz zwischen den Generationen könnte gemäss dem Bericht ein Grund sein für diffuse Ängste der Älteren vor der Jugend, wie die Verfasser des Berichts am Dienstag mitteilten.
Rund 45 Prozent der Schweizer Seniorinnen und Senioren befürchten nämlich, dass Jugendliche die öffentliche Ordnung im Land gefährdeten. Demgegenüber fühlen sich Junge stärker diskriminiert als Senioren.
Solidarität zugunsten der älteren Generationen
Wie der vierte Sozialbericht des Schweizer Kompetenzzentrums Sozialwissenschaften FORS und des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) zeigt, hat beinahe die Hälfte der unter 30-Jährigen schon Altersdiskriminierung erfahren. Die Jungen haben beispielsweise das Gefühl, ihnen würden aufgrund Alters Stellen verwehrt.
Auch die Sozialausgaben deuten gemäss Bericht auf eine Diskriminierung der jüngeren Generation hin. 45 Prozent der Sozialausgaben des Staates werden für die Älteren geleistet – ein europaweiter Rekord. Die Sozialausgaben zugunsten der Jungen, beispielsweise Kinderzulagen, betragen hingegen nur 5 Prozent.
Der Sozialbericht 2012 verweist zudem die Mär, der heutigen apolitischen Jugend ins Reich der Vorurteile. „Zwar ist die Wahlbeteiligung junger Menschen tiefer als jene der älteren. Aber die jungen Erwachsenen von heute gehen häufiger wählen, als es junge Erwachsene vor 20 oder 40 Jahren getan haben“, halten die Autoren fest. Die Abstimmungsbeteiligung sei sogar gleich hoch wie jene der 40- bis 45-Jährigen.