Alkohol nur noch in der VIP-Zone, Anreise im Extrazug oder -bus: Sportverbände und Fanarbeiter halten nicht viel von den strengeren Auflagen für Fussball- und Eishockeyspiele. Alle Fans – ob gewaltbereit oder nicht – würden in denselben Topf geworfen, monieren sie.
Die am Dienstag veröffentlichten Empfehlungen der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) seien nicht verhältnismässig, schreibt die Organisation Fanarbeit Schweiz (FaCH). Die Befürchtungen, Fussballfans würden pauschal als potenzielle Gefahr definiert, hätten sich bestätigt.
Die Argumente und Bedenken bezüglich Kombiticket, Identifikationspflicht und Alkoholverbot hätten in der von der KKJPD geleiteten Koordinationsgruppe kein Gehör gefunden, da seitens der KKJPD kein Verhandlungsspielraum bestanden habe. FaCH hoffe, dass das von der KKJPD «verschärfte» Hooligankonkordat die kantonalen Parlamentarier dazu veranlasse, die Vorlage kritisch zu prüfen.
Auch Sportverbände skeptisch
Kritisch äusserte sich in Bezug auf das Kombiticket und die lückenlose Identitätskontrolle auch die Swiss Football League und der Schweizerische Fussballverband. «Repressive Massnahmen sollten sich immer gegen Täter, nicht aber gegen Matchbesucher richten», heisst es in einer Medienmitteilung.
Die Liga und der Verband gehen davon aus, dass die von der KKJPD vorgeschlagene Muster-Rahmenbewilligungen zwischen Klubs und Behörden lokal angepasst werden.
Der Schweizer Eishockeyverband schliesst sich den Ansichten des Fussballverbandes an. Ueli Schwarz, Direktor Spitzensport, begrüsst den Entscheid, die Bewilligungen gemäss den nun vorliegenden Empfehlungen der KKJPD nicht für jedes Spiel einzeln einholen zu müssen.
Eine Rahmenbewilligung, die grundsätzlich für eine ganze Saison gültig ist, sei sinnvoll, sagte er auf Anfrage. Das Alkoholverbot für Risikospiele kritisiert er hingegen. Er sei nicht sicher, ob ein solches Verbot die Probleme löse. Wenn die betrunkenen Fans beim Stadioneingang abgewiesen würden, verschiebe sich das Problem vor das Stadion, sagte Schwarz. Dann bräuchte es dort wiederum mehr Polizeibeamte.
Massnahmen schwer umsetzbar
Der Eishockeyverband lehnt laut Schwarz auch die Kombitickets ab. «Wir wissen nicht, wie wir diese Massnahme umsetzen könnten», sagte er. Hier sei es absolut notwendig, dass die Behörden zwischen Fussball- und Eishockeyspielen unterscheiden würden – «wegen der unterschiedlichen Anzahl Zuschauer».
Ueli Schwarz begrüsst dagegen die elektronischen Eingangskontrollen, aber auch hier verweist er auf die Verhältnismässigkeit: «Die Umsetzung darf nicht zu langen Wartezeiten an den Eingängen führen.» Es sei deshalb wichtig, den Klubs eine gewisse Zeit zu geben, um sich darauf einzurichten.