Die mächtige Spielreihe aus dem Hause Ubisoft geht in die nächste Runde- vom Dschungel in die Berge. Und die Tierwelt ist noch eine ganze Spur fieser geworden. Aber macht das Spiel deshalb auch mehr Spass?
Weidmann‘s Heil im Tibet!
Neben den Assassin‘s Creed Spielen hat Spielehersteller Ubisoft noch ein weiteres flinkes Pferd im Stall. Far Cry heisst die Egoshooter-Reihe, die einst im Hause Crytek ihren Anfang nahm. Gemeinsam war den Spielen stets das exotische Setting: Teil 1 spielte auf einer namenlosen Insel in Mikronesien, Teil 2 in Afrika, Teil 3 im pazifischen Dschungel und nun nimmt uns Teil 4 mit in den Himalaya…
Auf in die Berge
Der Amerikaner Ajay Ghale möchte die Asche seiner Mutter in deren (fiktiver) Heimat Kyrat verstreuen, so wie es ihr letzter Wille war. Kaum im Land angekommen, trifft er auf den lokalen Brutalo-Diktator Pagan Min. Der erklärt ihm, dass er seine Mutter kannte. Doch kaum verlässt er den Raum, wird Ajay schon von lokalen Guerillas abgeholt, die mit ihm fliehen. Sie erzählen ihm, dass sein Vater einst die Widerstandsgruppe „Golden Path“ gegründet hat und dass das von ihm gesuchte Lakshmana vermutlich im Norden des Landes sei. Ajay schliesst sich den Rebellen an, in der Hoffnung, den letzten Wunsch seiner Mutter erfüllen zu können. Doch schon bald fliesst viel Blut und Ajay muss eine Menge Entscheidungen treffen, die auch für ihn unerwartete Konsequenzen mit sich bringen…
Wer die Reihe kennt, weiss es schon: FAR CRY 4 ist ein Open World Shooter. Der Spieler kann ein gigantisches Gebiet frei erkunden und allerlei Schabernack treiben. Oder eben die Story weiter spinnen. Zahlreiche andere Spiele wie GTA oder Saint’s Row basieren auf dem selben Konzept. Allerdings birgt dieses auch Gefahren: Eine flüssige Story zu erzählen, ist kaum möglich. Denn lässt man dem Spieler absolute Freiheiten, hält er sich unter Umständen nicht an vorgegebene Aufgaben und geht an Orte, die in der Handlung nicht vorgesehen sind.
Entsprechend ist die Geschichte auch ziemlich lose erzählt. Mit einem cleveren Kniff haben aber die Macher dennoch eine fesselnde Hintergrund-Geschichte geschaffen: Die Entscheidungen des Spielers beeinflussen nämlich entscheidend den weiteren Verlauf des Spiels. Angereichert mit überraschenden Wendungen bleibt so genug Fleisch am Knochen, um den Spieler bei Laune, sprich der Handlung zu halten. Und als besondere Überraschung gibt es ein Alternativ-Ende, das nur ganz geduldige Spielerinnen je entdecken werden.
Gefährliche Tierwelt
Nebst den üblichen Feuergefechten mit den fiesen Handlangern Pagen Mins wartet FAR CRY 4 mit einem originellen Gegner auf: der lokalen Fauna. Geparden, Wölfe, Schlangen und Bären- in jeder Gegend wimmelt es nur so von höchst aggressiven Tieren, die einen nach dem Leben trachten. Doch auch friedliebende Pflanzenfresser wie Elefanten oder Rehe tummeln sich. Gejagt werden darf alles, was lebt. Hat man die Beute erlegt, darf sie genutzt werden. Tierleder eignet sich für Portemonnaies (!!), Fleisch als Beute für andere Tiere und so weiter. Für Veganer sicherlich eines der verwerflichsten Spiele aller Zeiten (obwohl die Testerin von watson.ch überraschenderweise gar nicht so angewidert war LINK), für Karnivoren aber sehr spassig..
Und auch anspruchsvoll, denn die Tiere sind mehr als blosse Schiessbudenfiguren. Sie erschrecken rasch und wenn man sie nicht mit dem ersten Schuss erlegt, werden sie teilweise zur echten Bedrohung. Auf Elefanten kann man gar reiten und sie so als lebenden Panzer gegen feindliche Stützpunkte einsetzen. Normale Gegner haben keine Chance. Rammt man mit dem Elefanten einen entgegenkommenden Truck ist allerdings Feierabend- das musste ich im Selbstversuch erfahren.
Wenig Humor, viel Technik
Der wohltuend feine, ironisierende Humor von GTA V oder den Saints Row Spielen geht FAR CRY 4 leider ab. Hier geht’s ziemlich ernst zu und her, nur ganz selten blitzt ein wenig Schalk auf. Glücklicherweise steht es aber dem Spieler frei, das Ganze selbst ad absurdum zu führen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos und das Spiel lädt zum Experimentieren ein. Wer den Vorgänger gespielt hat, wird zwar anfänglich enttäuscht sein, weil vieles unverändert blieb. Doch allein die schiere Dimension und die technische Qualität wiegen die mangelnde Innovation locker auf. Und zudem heisst es ja auch so schön „Never change horses in midstream“- ausser dass die Pferde in Far Cry wohl schon lange vorher erschossen würden…
Natürlich gibt‘s auch hier einen Multiplayer-Modus, der einwandfrei funktioniert und bietet sowohl Coop-Spiele mit einem Freund oder teambasierte Gefechte. Und last but not least: Fans drogeninduzierter Psychosen kommen mit dem Spiel ebenfalls auf ihre Kosten. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Mit FAR CRY 4 kann man grossen Spass haben und ich werde garantiert auch in den nächsten Monaten immer wieder einen Kurztrip in den Himalaya unternehmen…
Das gibt einen Spieltrieb-Faktor von 8 von 10 Punkten.
Statt dem Trailer gibt’s einen Überblick über die Fauna:
Titel: Far Cry 4
Plattform: PS4 (getestet), XBOX ONE, PC
Spieler: 1-32
PEGI: Ab 18 Jahren
Preis: ca. 69 Franken
Das Cover