Nachdem in Kolumbien am Samstag bei einem offenbar von FARC-Rebellen verübten Autobomben-Anschlag acht Menschen ums Leben gekommen waren, hat die Guerilliagruppe am Sonntag eine Waffenruhe proklamiert. Sie soll für 30 Tage gelten.
In einer in der kubanischen Hauptstadt Havanna verlesenen Erklärung hiess es, alle Kampfeinheiten und Milizen würden angewiesen, die Feindseligkeiten für 30 Tage einzustellen. Die Waffenruhe wurde «auf einseitige Weise» erklärt. Die FARC hofft aber, dass die Regierung in Bogotá ihre Geste erwidert.
In der kubanischen Hauptstadt Havanna laufen seit einem Jahr Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC, der marxistisch geprägten Guerillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens. Ein während diesen Verhandlungen von der FARC vorgeschlagenen Waffenstillstand hatte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos abgelehnt.
Die einseitige Waffenruhe folgt unmittelbar auf einen Anschlag vor der Polizeiwache der Stadt Inzá im Südwesten des Landes. Dort war am Samstag ein mit Sprengstoff beladenes Auto zur Explosion gebracht worden. Dadurch wurden acht Menschen in den Tod gerissen, darunter Polizisten, Soldaten und Zivilisten. Nach Angaben der Armee wurden zudem mehrere Menschen verletzt. Bei den Tätern soll es sich um FARC-Rebellen gehandelt haben.
Laufende Verhandlungen
Das jüngste Attentat und auch die Sprengung einer Ölpipeline im Nordosten Kolumbiens durch die Guerillaorganisation ELN sind ein Rückschlag für die Verhandlungen über ein Friedensabkommen.
Gegenwärtig verhandeln die Konfliktparteien über das Thema Drogenhandel. Es ist der dritte von fünf Verhandlungspunkten. Zuvor hatten sich die Regierung und die Guerillaorganisation auf eine Agrarreform sowie auf Massnahmen für den Übergang der FARC in eine legale politische Bewegung geeinigt.
Die Organisation war 1964 im Kampf gegen Grossgrundbesitzer entstanden. Derzeit verfügt sie noch über rund 8000 Kämpfer. Im Konflikt mit Regierungstruppen und Paramilitärs wurden in den vergangenen fünf Jahrzehnten in Kolumbien bis zu 600’000 Menschen getötet. Etwa drei Millionen weitere wurden vertrieben.